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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Lindenberg

Zur „Miss Caritas“ gekürt

Wer sie kennt, weiß, dass man sie nicht in eine Schublade stecken kann.

Wer die Abschiedsfeier nun in Lindenberg am Fest des Heiligen Martin erlebt hat, verließ die Feier mit dem guten Gefühl, dass es noch diese Menschen gibt, die bunt, humorvoll, sperrig sind, die ständig neue Ideen haben, die sich nicht scheuen, hartnäckig für ihre Ideen zu kämpfen und gleichzeitig andere durch große Mitmenschlichkeit mit auf ihren Weg nehmen und gerade deshalb von allen Seiten nur Anerkennung erfahren. Und wenn diese Person ihren Nachfolger Johann Schaule selbst auswählen durfte, über den Zeitpunkt des Ausscheidens hinaus gebraucht wird und seine Erfahrungen an anderer Führungsposition in Mindelheim einbringen darf, um dort eine Mutterschaftsvertretung zu übernehmen, dann spürt man, dass es kein Abschied ist, sondern eine Ehrenerklärung, dass man zur „Familie“ gehört, die bekanntlich kein Rentenalter kennt. Brigitta Hofmann, Geschäftsführerin der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH, fasste all diese Punkt in dem kurzen Satz zusammen. „Wir sind dankbar für so einen Unruhegeist.“

Auf Wunsch von Migoni feierte die CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH den Festakt zu ihrer Verabschiedung am gleichen Tag wie das Martinsfest. Die Zusammenlegung erfolgte nicht aus Gründen der Sparsamkeit. Das Caritas-Seniorenzentrum St. Martin in Lindenberg feierte sein 50-jähriges Jubiläum. Wie man den Worten der insgesamt 12 Redner im Festakt dann entnehmen konnte, hat das Martinsfest auch im Hinblick auf Migoni seine besondere Bedeutung.

Schon in seiner Predigt im Festgottesdienst in der Kapelle des Caritas-Seniorenzentrums hatte Domkapitular Prälat Peter C. Manz, der auch Caritasratsvorsitzender ist, auf eine wesentliche Eigenschaft des Schutzpatrons, des heiligen Martin von Tours hingewiesen, die auch Migoni kennzeichnete. Die „Liebe zum Mitmenschen“ und die Kraft des Vertrauens, die Fähigkeit von sich loszulassen, „weil man seinem eigenen Vertrauen vertraut“. „Wenn wir loslassen, dann stehen wir danach nicht mittellos da, sondern gewinnen an Erfahrung, tun neue Räume auf und finden neue Wege zu Gott“.

Migoni habe nicht nur ihren Sachverstand, ihr Können, und ihre „enorme Energie“, sondern auch ihre persönliche Überzeugung als Christin eingebracht. So war es für Prälat Manz eine Ehre, Migoni auch den Dank der Diözese und des Diözesan-Caritasverbandes aussprechen zu können.

Manz‘ anerkennenden Worte schloss sich der Landtagsabgeordnete Eberhard Rotter an. Migoni sei eine „glaubwürdige, treibende Kraft“. Sie gehe stets offen auf die Menschen zu. Ihre humorvolle Art dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, wie konsequent und wie hart sie ihre Ziele verfolgen kann. So erinnerte er daran, wie sehr sie dafür gekämpft hatte, mit dem 2002 fertig gestellten Neubau des Caritas-Seniorenzentrums ein „offenes Haus“ für Jung und Alt zu verwirklichen. Heute können dort Kinder und Jugendliche den offenen Mittagstisch nutzen, es finden zahlreiche Veranstaltungen, Vernissagen, Lesungen und Theateraufführungen statt. „Caritas ist hier nicht nur ein Firmenschild“, sagte er. Mit Migoni gehe nun „eine Ära zu Ende“, bedauerte er schließlich.

Migonis Wirken hinterlässt deutliche Spuren. Ihre Vision von einem „offenen Generationenhaus“ habe aus St. Martin mehr als nur ein klassisches Seniorenzentrum gemacht, sagte Johann Zeh, stellvertretender Landrat. „Das Generationenhaus lebt hier jeden Tag.“ Für seinen Nachfolger Eric Ballerstedt sei die Lebendigkeit des Lebens, die hier anzufinden sei, die allergrößte Leistung. Nach 13 Jahren wirke das Caritas-Seniorenzentrum immer noch wie neu.

Migoni hatte nie ein eine Scheu, sich auch direkt an die örtlichen Pfarrer der katholischen und evangelischen Kirche zu wenden und ihren Wünschen Nachdruck zu verleihen. Ein Seniorenzentrum sei ja keine Sondereinrichtung, sondern sei Teil der Kirche und damit auch der Gemeinden, so ihre Überzeugung. Der katholische Pfarrer Leander Mikschl dankte ihr für ihren immer wieder ausgesprochenen Ansporn, ihre Visionen, wie die Pfarrgemeinde ihr Leben mit dem Caritas-Seniorenzentrum besser miteinander vernetzen könnte, „auch wenn wir Ihren Visionen nicht so schnell nachkamen, wie Sie es von uns erwarteten“. Für seinen evangelischen Mitbruder Pfarrer Martin Strauß war es aber genau diese Eigenschaft Migonis, die er so bewunderte. „Wenn sie uns an ihren Visionen teilhaben ließ, pflegte Sie den Geist des Teilens wie St. Martin, weil sie damit auch ihre Sorgen um die alten Menschen hier mit uns teilten.“

So viel Lob war Migoni fast peinlich. Man merkte ihr an, wie unruhig sie auf ihrem Platz wurde. Doch sie musste noch etwas warten, bis sie das Ende des Festaktes verkünden durfte. Ihre Kollegin Susanne Jonas, Einrichtungsleiterin des Caritas-Seniorenzentrums St. Hedwig der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH in Königsbrunn, brachte eine besondere Auszeichnung mit. „Wenn es eine Caritas-Miss-Wahl gäbe, dann wärst Du die geborene Miss Caritas“, sagte sie. Migoni habe sich den ihr anvertrauten Menschen, den Bewohnern des Seniorenzentrums wie auch den MitarbeiterInnen mit „großer Liebe, Achtsamkeit und Wertschätzung“ zugewandt und „sie so zu Höchstleistungen inspiriert“. Dass sie, wie von fast allen Rednern schon bekundet, ein „tolles Team“ habe, sei letztlich ihr zu verdanken. „Du hast Ihnen den Raum dafür gegeben, sich entfalten zu können“.

Viel kann gesagt werden, glaubwürdig wird es aber nur dann, wenn die Betroffenen selbst sprechen. Die Mitarbeitervertretung wie auch das ganze Leitungsteam des Seniorenzentrums bekundeten auf der Bühne, wie dankbar sie dafür sind, dass Migoni „viel Liebe und Seele“ in die Zusammenarbeit eingehaucht habe. Sie habe stets ein offenes Ohr für alle Fragen, aber auch für persönliche Nöte der Mitarbeiter gehabt. So habe sie viel Stärke und Sicherheit allen MitarbeiterInnen gegeben und sie immer wieder auch gestärkt. Kein Wunder, dass so manche Träne floss. Und was wünschen sich alte Menschen mehr als nur offene Ohren? Waltraud Volpert, 1. Vorsitzende der Bewohner-Vertretung, brachte es auf den Punkt. In ihrem selbst verfassten Gedicht dankte sie Migoni für ihr „offenes Herz“ für die Sorgen, Nöte und Fragen der ihr anvertrauten alten Menschen.

Nichts war bei ihr aufgesetzt. Migoni ist, wie man sie kennt, nämlich grundehrlich. Und sie spricht auch aus, was sie denkt, wenn sie etwas will, sie tut es aber mit dem ihr eigenen Charme. Diese Eigenschaft kam auch dem Förderverein zugute. Sie hatten den Förderverein ins Leben gerufen und dafür ständig Mitglieder geworben. Dass dieser so viel Gutes für das Haus und die Bewohner tun konnte, habe damit zu tun, so Erich Deufel-Elhardt als 1. Vorsitzender des Fördervereins, „dass man sich ihrem Charme nicht entziehen kann“.

Und es war wohl dieser Charme, dem sich ihr Nachfolger Johann Schaule auch nicht entziehen konnte. Migoni suchte sich ihn nämlich selbst heraus. Schaule ist Einrichtungsleiter des Albertusheims in Augsburg und damit ihr CAB-Kollege. Er wusste um den besonderen Ruf von St. Martin. „Das kann ich Dir nicht beschreiben“, habe ihm ein Kollege gesagt. „Das musst Du erleben!“ Als Migoni ihn dann ansprach, ihr nach 22 Jahren zu folgen, habe er schon etwas „Angst“ vor den großen Fußstapfen gehabt, die sie hinterlässt, gestand er. Als Migoni ihm auf ihre typische Art und Weise gesagt habe, „ich weisch, Du mach’scht es guat“, habe er nachgegeben. Er sei nicht so stürmisch wie seine Vorgängerin, stellte er sich vor. „Aber ich will mit Ihnen allen Windmühlen bauen, damit der Wind von uns allen seine ganze Kraft entfalten kann.“

Das Fest endete nicht wie üblich mit einem großen Buffet. „Ich bin ja noch bis zum 24.12. hier“, sagte Migoni. Ihr Haus beteiligte sich an der Aktion „Eine Million Sterne“ von Caritas International. Viele Kerzen wurden auf dem Vorplatz angezündet, um dort das Wort Caritas zu bilden. Gleichzeitig wurden Spenden für die Arbeit von Caritas International und die Asyl- und Flüchtlingsarbeit des Asylkreises Freunde statt Fremde in Lindenberg gesammelt.

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