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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

"Wir Menschen mit Lerneinschränkung wollen gehört werden"

 

Augsburg, 26.04.2013 ( pca ). In Deutschland leben laut der Bundesvereinigung Lebenshilfe 420.000 Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung. Nach der Level One Studie der Universität Hamburg aus dem   Jahr 2011 sind 7,5 Millionen Menschen im Erwachsenenalter funktionale Analphabeten, haben also ausgeprägte Schwierigkeiten beim Lesen und bzw. oder Schreiben. Hinzu kommen laut der Studie weitere 13,3 Millionen Erwachsene, deren Schriftsprache auch bei gebräuchlichem Wortschatz fehlerhaft ist. Die gängige Schriftsprache von Behörden, in der Justiz, in der Medizin, aber auch in den Medien schließt diese Menschen unbeabsichtigt aus.

Abhilfe schaffen kann die Leichte Sprache, eine Sprachform, die in ihren Regeln und im Ausdruck absoluten Wert auf einfache und klare Verständlichkeit legt. Dafür setzen sich seit Jahren in ganz Deutschland und Österreich Initiativen, Vereine, Wohlfahrtsverbände und Privatpersonen ein. Ihr Ziel: Die Gründung eines Vereins, um der Leichten Sprache gezielter und vereint zu mehr Breitenwirkung zu verhelfen. Diesem Ziel sind sie nun in Augsburg bei ihrem zentralen Treffen einen großen Schritt  näher gekommen. Sie haben ihre Satzung nach langer und sehr intensiver Diskussion nun verabschiedet. Da nicht alle Mitglieder dabei sein konnten, auch nicht jene, die kurz zuvor noch Einwände erhoben hatten, hat man die Vereinsgründung verschoben. „Alle sollen unseren Verein von Anfang an mittragen können“, betonten gemeinsam Christine Borucker , Leiterin der Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH , und   Ina Beyer von der Bundesvereinigung Lebenshilfe in Marburg.

„Wir Betroffene als Menschen mit Lerneinschränkung wollen gehört werden“, betonte Jörn Raffel, der als betroffener Prüfer bei der AWO Bundesvereinigung in Berlin mitarbeitet. Entscheidend dafür ist aber, so Anja Seidel von der Universität Leipzig und dem Verein Leben mit Handicap, „dass sie selber alles verstehen, auch nachvollziehen um dann auch selbst entscheiden zu können.“ Juristische Texte, Informationen von Behörden bis hin zu den Beipackzetteln von Medikamenten bieten diese Chance bislang nicht.

Sprache könne also ausgrenzen, aber auch verbinden, ein gutes oder schlechtes Gefühl vermitteln, so Borucker von der Caritas. Ihr Fazit: „Sprache und Leichte Sprache sind ein Menschheitsthema.“ Sie hofft nun wie die anderen Mitglieder auch, die an dem Augsburger Treffen teilgenommen haben, dass der Verein baldmöglichst gegründet werden kann. Dessen Kernaufgabe wird es sein, sich dafür einzusetzen, dass die Leichte Sprache immer mehr Anklan g findet.

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