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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Was Kinder schon immer glücklich machte

 

Augsburg, 16.0.42013 ( pca ). Die Kinderrechtserklärung der UNO von 1959 unterstrich, dass die Kinder ein Recht auf das Beste, nämlich eine glückliche Kindheit haben. Zweifel an diesem Anspruch hat wohl niemand mehr. Doch was das Glück für Kinder ist, darüber streiten sich die Geister. Werden Kinder glücklicher, wenn man ihnen alles bietet, ihnen alle Konsumgüter kauft und ihnen alles ermöglicht? Zweifel daran sind hinlänglich bekannt. Doch was macht Kinder nun wirklich glücklich? Das Fachreferat Kindertagesstätten des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes hatte deshalb alle Erzieherinnen aus katholischen Kindertagesstätten im Bistum Augsburg zu einem Fachtag zum Thema „Wo bleibt das Glück?“ eingeladen. 600 Erzieherinnen aus 460 katholischen Kindertagesstätten hatten schließlich die Einladung wahrgenommen.

Was Kinder schon immer glücklich machte, diesem Thema stellte sich der Schweizer Prof. Dr. Anton A. Bucher, der an der Universität Augsburg lehrt, und räumte mit einigen Klischees auf. Die modernen Medien mit ihren vielfältigen Möglichkeiten seien nicht daran schuld, dass Kinder von heute sich angeblich nicht mehr so konzentrieren könnten wie früher. Mit süffisantem Lächeln zitierte er Ernst Christian Trapp (1745 – 1818), den ersten deutschen Inhaber eines Lehrstuhls für Pädagogik. Er habe schon 1789 kritisiert, dass sich die Kinder nicht mehr so konzentrieren könnten wie früher, und das nur, weil damals bebilderte Bücher in Mode kamen .

Auch die heute wieder wachsende Zahl von Patchworkfamilien sei nicht daran schuld, dass Kinder weniger glücklich sind. Im 19. Jahrhundert sei jede dritte Frau bei der Geburt ihres Kindes gestorben. „Damals gab es vielmehr Kinder in Patchworkfamilien “, sagte Bucher. Kinder heute als gestresst zu bedauern, das kam Bucher auch nicht in den Sinn. „Dies zu tun ist Unrecht gegenüber Kindern in früheren Zeiten wie auch in anderen Ländern, die 30 bis 40 Stunden in der Woche arbeiten mussten bzw. müssen.“

Buchers zufolge seinen Einzelkinder auch nicht unbedingt unglücklicher als Kinder mit Geschwistern. Zudem lasse sich kein Unterschied zwischen Stadt und Land feststellen. Auch widersprach er der Überzeugung, dass Kinder unglücklicher würden, wenn die Mutter arbeiten gehe. „Wenn die Mutter halbtags arbeitet, hat das keinen Einfluss. Allerdings wenn sie ganztags arbeiten gehen, sind die Kinder schon unglücklicher.

Seine Befragungen von 1.239 Kindern im Alter zwischen sechs und 13 Jahren zeigten hingegen auf, worauf es Kindern selbst ankommt, um glücklich zu sein. Es sei falsch, Glück fremd definieren zu wollen wie noch im 19. Jahrhundert, als das Glück darin bestanden haben soll, für seine Heimat die Pflicht zu erfüllen.   Beim Glück gehe es vielmehr, so die heutige Forschung, um die sehr subjektive persönliche Befindlichkeit. Die Kinder gaben ihm ehrliche Antworten. Sie sind glücklich bis sehr glücklich in den Ferien, bei Freunden, zusammen mit der Mutter und wenn sie eigene Tiere haben. Für die Kirche und die Schule gaben sich schlechtere Werte an.

Auch zeigte sich, dass Kinder, die sich viel bewegen und mit anderen Kindern herumtollen können, glücklicher sind. Wem ein gutes Wort zugesprochen und ein gutes Selbstwertgefühl geschenkt werde, der gehe mit einem höheren Glücksgefühl durch das Leben als wenn man nur kritisiert und korrigiert werde. Ob in einer Familie, ob traditionell, Patchwork oder gar mit einem alleinerziehenden Elternteil, entscheidend sei letztlich, ob man sich darin wohlfühlt. Die Familien, Eltern und die Gesellschaft würden viel davon profitieren, wenn das Kind glücklich sei. „Glückliche Kinder handeln moralischer und setzen sich auch mehr für andere ein“, so Bucher in seinem Vortrag.

 

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