Foto: Achim Pohl
Essen/Düsseldorf - Sicherung einer wohnortnahen Versorgung, Vernetzung im Gesamtsystem der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung, Vielfältigkeit des Angebotes und Innovationsbereitschaft, hohe Ausbildungsanstrengungen: Auf dem ersten Katholischen Krankenhaustag in NRW am Mittwoch (10.11.) in Essen haben die katholischen Krankenhäuser auf ihren "unverzichtbaren Beitrag zur Daseinsvorsorge" der Bevölkerung hingewiesen.
Es sei notwendig, dass die Krankenhäuser und ihre spitzenverbandlichen Vertretungen sich in der aktuellen Situation der Krankenhausplanung in NRW sowie der Koalitionsverhandlungen in Berlin mit ihren Auswirkungen auf die Krankenhauspolitik zu Wort melden, sagte Heinz-Josef Kessmann, Sprecher der Caritasdirektoren NRW. "Wir können nicht nur Hochleistungsmedizin, sondern wir standen und stehen auch weiterhin für eine gute und verlässliche wohnortnahe Versorgung", betonte er. Dass man sich darauf verlassen könne, "das haben wir in den letzten 20 Monaten der Pandemie deutlich gemacht", sagte Kessmann.
245 Führungskräfte katholischer Kliniken waren auf Einladung der Caritas in NRW zum ersten katholischen Krankenhaustag nach Essen gekommen, um über die aktuelle Krankenhausplanung zu diskutieren. Die schwarz-gelbe Landesregierung will mit dem neuen Krankenhausplan die Kliniklandschaft neugestalten. Ziel sei, dass nicht mehr alle Krankenhäuser alle Leistungen anbieten, sagte Ulrich Langenberg vom NRW-Gesundheitsministerium. Die Entscheidung über Fusionen liege letztendlich bei den Trägern, aber "es wird nicht ohne trägerübergreifende Kooperationen gehen", betonte er. Ab 2022 soll in Regionen ausgehandelt werden, welche Krankenhäuser künftig welche Leistungen erbringen. Zu erwarten sind dabei auch Standortschließungen in Regionen mit einer hohen Krankenhausdichte.
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"Der Krankenhausplan erhöht den Druck zu mehr Transparenz", sagte die Paderborner Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber. Gleichzeitig warnte sie davor, Zwangsallianzen von Kliniken als Allheilmittel zu sehen. "Kooperationen können auch schief gehen", sagte sie und verwies auf mögliche kartellrechtliche Einwände. Zudem dürfe bei allem Fokus auf die Konzentrationsintention in Ballungsräumen die besondere Lage der ländlichen Regionen nicht aus dem Blick geraten. Hier gelte es vielmehr, einer Unterversorgung entgegenzuwirken. Bei trägerübergreifenden Fusionen wird zudem die Frage des katholischen Markenkerns eine wichtige Rolle spielen.
Krankenhäuser seien Orte von Kirche, sagte Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros der NRW-Bistümer. "Wir sehen unseren christlichen Auftrag besonders in der Anwaltschaftlichkeit für vulnerable Patientengruppen, beispielsweise Menschen mit Handicap, Demente und sozial Benachteiligte", betonte er. Es sei von großer gesellschaftlicher Bedeutung, dass die Kirche als freigemeinnütziger Träger in diesem wichtigen gesundheitlichen Feld engagiert bleibe.
Unter dem Applaus aller Tagungsteilnehmer dankte Hamers den Mitarbeitenden der katholischen Kliniken ausdrücklich für ihren Einsatz in der Corona-Pandemie. "Die Arbeit, die sie seit dem Ausbruch der Pandemie geleistet haben, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden", sagte er.
Die katholischen Krankenhäuser halten an rund 200 Standorten in Nordrhein-Westfalen zurzeit 52.000 Betten vor und behandeln jährlich 2,25 Millionen Patienten. Außerdem sind sie Arbeitgeber für 120.000 Beschäftigte und 15.900 Auszubildende. Bundesweit haben 34 Prozent der 1900 Kliniken einen katholischen Träger.