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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Suchtgedächtnis kann umgeschrieben werden

 

Augsburg, 18.05.2011 ( pca ). Immer wieder zahlen suchtkranke Menschen   tausende von Euros für eine radikale Entziehungskur und meinen dann, sie seien von ihrer Sucht geheilt. „Das ist ein großer Irrtum und eine reine Verschwendung“, so Hans Huber, Psychotherapeut und Leiter einer Caritas-Suchtfachambulanz in Donauwörth. Denn mit dem Entzug sei noch lange nicht das Suchtgedächtnis des Suchtkranken überschrieben, meinte der Caritas-Referent bei einem viel beachteten Vortrag über das Suchtgedächtnis im Haus St. Ulrich in Augsburg, zu dem die Katholische Erwachsenenbildung gemeinsam mit der Caritas eingeladen hatten.

Suchtabhängigkeit bzw. das Suchtgedächtnis im Gehirn des Menschen entstehe durch Lernen, wie alle anderen Gedächtnisarten auch, nämlich durch neue und sich dann verfestigende Verschaltungen und Verbindungen der Nervenzellen im Gehirn. Das Gehirn lerne über einen Suchtstoff oder ein abhängiges Verhalten wie zum Beispiel Spielsucht, dass der Suchtmittelkonsum bzw. das Suchtverhalten angenehm ist bzw. hilft Unangenehmes vermeiden hilft. Das Suchtgedächtnis speichert die Erwartungswirkung im Gehirn und sagt: „Das will ich wieder haben.“ So entstünden fest abgespeicherte „Erwartungswirkungen“ als „feste Straßen“ im Gehirn mit seinen über 100 Milliarden Nervenzellen, die wiederum 10.000fach verschaltet sind. Eine Suchttherapie könne deshalb nur dann Erfolg haben, wenn ein neues Lernverhalten neue Verschaltungen im Gehirn dauerhaft als feste Bahnen schaffe. „Und das erfordert Zeit“, so Huber.

Nur eine Entziehungskur zu machen oder mit einem Suchtkranken nur über seine Abhängigkeit zu sprechen, dem erteilte der Referent der Caritas eine klare Absage. Gehirnstrukturen veränderten sich nur durch Handeln bzw. einen neuen Lernprozess für das Gehirn. „Deshalb“, so Huber, „reiche es nicht aus nur über die Suchtabhängigkeit zu sprechen, jeder ist selbst als Handelnder gefordert.“ Denn so wie das Suchtgedächtnis feste Verbindungssbahnen schreibe, „kann man auch das Suchtgedächtnis umschreiben.“

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