Caritas in NRW
Düsseldorf/Mülheim an der Ruhr - Neue Wege in der Online-Beratung gehen die katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen in Deutschland. Neben der persönlichen Begegnung in einer Beratungsstelle und der E-Mail-Beratung werden Ratsuchende zur Jahresmitte 2018 über eine erweiterte Chat-Beratung sowie über einen Messenger-Dienst Kontakt zur Beratungsstelle aufnehmen können. Zusätzlich soll es fachkundig moderierte Foren zu allgemeinen Fragen rund um die Schwangerschaft geben. Zudem wird ein neuer Facebook-Auftritt tagesaktuell Informationen für die Arbeit der Beraterinnen zur Verfügung stellen. Sämtliche Angebote werden über ein gemeinsames Internet-Portal einfach aufzufinden sein.
"Es geht um die zielgruppenspezifische Ausweitung der Beratungsarbeit auf mehrere Kanäle in der digitalen Welt", erklärte die Essener Diözesan-Caritasdirektorin Sabine Depew das Pilotprojekt des Deutschen Caritasverbandes am Montag, 9. Oktober 2017, bei einer Fachtagung in der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim an der Ruhr. "Wer ständig online ist, erwartet schnelle Antworten, Tipps und sofortige Hilfe. Darauf müssen wir reagieren, wenn wir nah bei den Menschen bleiben wollen", sagte Depew den rund 90 Fachberaterinnen aus ganz Nordrhein-Westfalen, die sich in Mülheim über die künftigen digitalen Möglichkeiten ihrer Beratungsarbeit informierten.
Pilotprojekt: Die katholische Schwangerenberatung geht konsequent den Weg in die digitale Gegenwart.Cordula Spangenberg
Mit der Online-Beratung hat die Caritas bereits seit dem Jahr 2002 gute Erfahrungen gemacht: Kostenlos und anonym können sich Ratsuchende bei Fachberatern der Caritas in 15 verschiedenen Themenfeldern online Hilfe holen - etwa bei Fragen zu Schulden, Sucht, Aids, Erziehungsproblemen oder zum Leben im Alter. Im Arbeitsfeld der Schwangerschaftsberatung prüft die Caritas nun die Chancen eines crossmedialen Modells. "Seit dem Jahr 2013 verbuchen wir deutschlandweit eine um fast 20 Prozent gestiegene Zahl an Schwangerschaftsberatungen - 2016 waren das knapp 120.000 im direkten Gespräch, gut 3.500 online", sagt Gabriele Pollaschek, Referentin für Schwangerenberatung bei der Caritas im Ruhrbistum.
Seit dem Ausstieg aus der staatlichen Konfliktberatung im Jahr 2001 stellen die katholischen Beratungsstellen keinen Beratungsnachweis mehr aus, der für eine Abtreibung genutzt werden könnte. Dass die Beratungszahlen dennoch wieder gestiegen sind, erklären sich die Beraterinnen einerseits mit der im Vergleich zu staatlichen Stellen meist besseren Personalsituation, die eine zeitlich großzügige Beratung möglich macht. "Andererseits", so Pollaschek, "kommen die Frauen zu uns, weil die Hilfen der Caritas eng vernetzt und deshalb einfach zugänglich sind, sei es bei Fragen zur Elternzeit, zur vertraulichen Geburt, zu frühen Hilfen, bei Schulden oder Suchtproblemen, bei Beratung zur Pränataldiagnostik oder zur Kur, aber auch etwa bei einer Kinderwunschbehandlung."
Die digitalen Zugangswege über Chat- oder Messengerdienst sollen ein zusätzliches Angebot schaffen; einen Rückgang der Ratsuchenden in der Beratungsstelle erwartet Pollaschek nicht. Weiterberatungen nach dem Erstkontakt könnten jedoch einfacher werden: "Oft kann man in einer Viertelstunde im Chat schnell einige weitere Fragen beantworten, für die kein einstündiger Beratungstermin vor Ort nötig ist. Gerade für Ratsuchende im ländlichen Raum wird das hilfreich sein."