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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Rückkehrberatungsstellen aus ganz Europa suchen den Austausch

 

Augsburg/Leitershofen , 22.9.2010 ( pca ). 2010 zählte die Europäische Union fast 260.000 Asylbewerber. 2011 werden es deutlich mehr sein. Die meisten von ihnen werden nicht anerkannt. Rückkehrberatungsstellen in ganz Europa, gefördert von der Europäischen Union und den Nationalstaaten bzw. in Deutschland von den Bundesländern bieten ihnen eine umfassende Beratung, zudem Qualifizierungsmaßnahmen und konkrete Direkthilfen von Behördengängen bis hin zur Reiseorganisation. Ihr Ziel: eine erfolgreiche Rückkehr, die zu einer dauerhaften Reintegration auf einer sicheren Lebensbasis führen soll. Nun trafen sich Verantwortliche der Rückkehrberatung aus ganz Europa zum ersten Mal im Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen bei Augsburg zu einem transnationalen Austausch. Dazu hatte der Caritasverband für die Diözese Augsburg gemeinsam mit der verbandsübergreifenden Zentralen Rückkehrberatungsstelle Bayern-Süd (ZRB) eingeladen.

Die Politik hat hohe Erwartungen an die Konferenz. „Wir brauchen eine engere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, um die Rückkehrberatungsstellen in den einzelnen Ländern zu stärken und um die Rückkehr besser und effizienter zu organisieren“, sagte Bettina Scheer vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zum Auftakt der Konferenz. „Der Bundesinnenminister ist an den Ergebnissen dieser Konferenz sehr interessiert“, fügte sie hinzu. Peter Verhaeghe , bei der Caritas Europa in Brüssel für die Migrationspolitik zuständig, begrüßte ebenfalls den europäischen Charakter „der Konferenz der Praktiker“. Politiker brauchen die Informationen über die praktischen Folgen ihrer Politik für Asylbewerber und darüber, welche Alternativen in der praktischen Umsetzung möglich sind.“

  „Wir haben in Schwaben mit der ZRB dankenswerter Weise bereits einen verlässlichen Partner und ein effizientes Rückkehrberatungssystem, aber es gibt nichts, was nicht noch verbessert werden könnte“, sagte Gitta Schmid-Göller , beim Regierungsbezirk Schwaben zuständig für die Asylbewerber. Derzeit leben 1580 Asylbewerbern aus 27 Nationalitäten in den Asylbewerberunterkünften. Die meisten haben keine Aussicht auf eine dauerhafte Bleibe. Von 2007 bis 2010 nutzten 1.340 Asylbewerber das Angebot der Rückkehrberatung und kehrten in ihre Heimat, zum Beispiel nach Serbien, Mazedonien, China oder dem Irak.

Erfolg können die Rückkehrberater nicht immer melden. Manchmal fehlt die Möglichkeit, den Rückkehrer dauerhaft in dem Heimatland zu begleiten. Das Projekt European Reintegration Support Organisations (ESRO) in den Niederlanden hat deshalb mit lokalen Partnern in einzelnen afrikanischen Staaten ein enges Austausch- und Informationsnetz gespannt, „denn es Rückkehrberatung ist mehr als nur die Menschen bei der Rückkehr zu beraten, sie zielt auf eine nachhaltige Reintegration im Heimatland“, so Lenie van Goor aus den Niederland. Auch Ewa Jonsson vom Roten Kreuz in Schweden berichtete von dem Vorteil, dass das Rote Kreuz in nahezu allen Ländern vertreten sei und somit vor Ort Partner sich dann um die Rückkehrer weiter kümmern können. Rückkehrberatungsstellen in anderen Ländern nutzen auch Partner vor Ort, haben aber dennoch kaum eine Möglichkeit, den weiteren Werdegang eines Rückkehrers weiter zu verfolgen.

Letztlich verfolgen alle Rückkehrberatungsstellen das gleiche Prinzip. Nach Beratung und Qualifizierungen erhalten die Rückkehrwilligen für die Rückreise ein Taschengeld ausgezahlt. Die bis zu 2000 Euro, die für Rückkehrer im Durchschnitt bereit gestellt werden, um in der Heimat ein neues Leben mit einem eigenen Micro-Unternehmen aufzubauen, werden von dem Beratungspartner vor Ort als Treuhänder verwaltet. Eine Direktauszahlung gibt es nicht. „Das schreckt Asylbewerber auch ab. Sie wollen am liebsten das ganze Geld sofort in den Händen halten“, so Silvia Lobontiu von der Rumänischen Nationalen Beratung für Flüchtlinge.   Sie verwies auf die Sonderrolle Rumäniens, das Flüchtlinge für sich höchstens als Transitland betrachten. Sie berichtete von zehn Iranern, die an der Grenze festgenommen wurden. Sie hätten sehr deutlich gemacht: „Wenn wir nicht nach Deutschland können, dann gehen wir lieber wieder nach Hause.“

Wenn auch die Arbeitsgrundsätze im Wesentlichen die gleichen in ganz Europa sind, besteht offensichtlich ein sehr großer Bedarf an einer Vernetzung der Informationswege, der Informationsbeschaffung bis hin zu einem schnellen Informationsaustausch in Einzelfällen. Das machten die vielen spontanen Reaktionen auf das Referat Kristina Kühl von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Nürnberg über eine ihre netzwerkbasierte Plattform   für Rückkehrberatung ( www.netzwerk-rueckkehrhilfen.de ) deutlich: „Ja, wir brauchen das. Am besten in mehreren Sprachen“, hieß es aus dem Mund der schwedischen, englischen, polnischen und niederländischen Rückkehrberatern. „Es wäre sehr hilfreich, wenn wir Erfahrungen austauschen könnten, um die Situation in den Herkunftsländern bestmöglich einschätzen zu können, damit wir auch gut und zielgerichtet beraten können“, so Ewa Jonsson aus Schweden.  

Wolfgang Friedel, Leiter des Referates Migration und Auslandshilfe des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes, zieht für sich einen weiteren Nutzen aus der Konferenz: „Wir können durch die nun neuen persönlichen Kontakte mit den Kolleginnen und Kollegen in Europa eine andere, bessere Beratungsqualität anbieten.

 

 

 

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