
"Altenheimseelsorge ist ein wichtiger Dienst der Kirche an den älterwerdenden Bewohnerinnen und Bewohnern unserer Heime, aber auch ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", erklärte Dr. Hanno Heil, Vorsitzender des VKAD, bei der Begrüßung zum Fachtag. Die in den 27 (Erz-) Diözesen in unterschiedlichem Maße feststellbare Personalknappheit zeigt inzwischen erhebliche Auswirkungen auf die Seelsorge in den Altenheimen. "Tradierte Konzepte und Strukturen dieses Aufgabenfeldes scheinen an ihr Ende zu kommen", resümierte Dr. Heil.
Vor diesem Hintergrund hat der Fachbeirat "Christliche Lebens- und Sterbekultur" des Verbandes im Jahr 2015 einen Forschungsauftrag entwickelt, der an Frau Prof. Dr. Dr. Doris Nauer, Lehrstuhl Pastoraltheologie und Diakonische Theologie an der PTHV vergeben wurde. Gemeinsam mit Dr. Markus Juch, Diözesan-Caritasdirektor in Fulda, führte sie eine empirische Befragung aller deutschen (Erz-)Bistümer und Diözesancaritasverbände nach deren Strategien und Modellen in der Altenheimseelsorge durch. Dabei wurde nicht nur untersucht, ob und auf welcher Basis (Finanzierung, Qualifizierung, Ausstattung etc.) Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort tätig sind, sondern auch, ob sie ihre Tätigkeit mehr oder minder willkürlich, oder auf der Basis eines von der gesamten Einrichtung mit getragenen zeitgemäßen SeeIsorgekonzeptes verrichten. Der Forschungsauftrag zielte darauf ab, den Ist-Stand in möglichst umfassender Komplexität zu erfassen. Zugleich wurde nach Szenarien und Visionen gefragt, wie die Seelsorge in den stationären Einrichtungen der Altenhilfe künftig nicht nur inhaltlich glaubwürdig, sondern auch finanzierbar konzipiert werden kann.
Bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse betonte Prof. Nauer die Bedeutung eines modernen Seelsorgekonzeptes, das sich auf die Bewohnerinnen und Bewohner und zugleich auf die Mitarbeitenden und Angehörigen im Altenheim erstrecke und mit den pfarrlichen Strukturen gut vernetzt sei. Die Auswertung des empirischen Materials zeige, dass einer qualifizierten Altenheimseelsorge eine hohe Bedeutung sowohl auf Bistums- als auch auf Caritasverbandsebene zuerkannt wird. Zwischen dieser theoretischen Zuerkennung und der praktischen Umsetzung bestehe jedoch eine gravierende Lücke. So gilt es, die katholische Altenheimseelsorge sowohl gegenwärtig wie zukünftig finanziell und personell in enger Kooperation von Bistümern und Trägern der Heime sicher zu stellen. Eine unerlässliche Grundlage seien theologisch fundierte und in verständlicher Sprache verfasste Konzepte für die Altenheimseelsorge. Der Forschungsbericht gipfelt in 17 provokativen Schlussfolgerungen. Sie sollen helfen, die Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schließen. In den Workshops des Fachtags diskutierten Verantwortliche aus den Diözesen, den Verbänden und den Einrichtungen lebhaft und kontrovers über den Forschungsbericht und neue Modelle zur Qualifizierung von haupt- und ehrenamtlichem Personal für die Altenheimseelsorge.
"Mit diesem Fachtag haben wir einen dringend notwendigen Impuls gegeben, die Altenheimseelsorge wieder in das Zentrum kirchlicher Sorge für alte Menschen und die Mitarbeitenden in den Heimen zu rücken", sagte Andreas Leimpek-Mohler, Geschäftsführer des Verbandes in seinem Schlusswort. Der Verband werde auf der Grundlage des Forschungsberichtes nun das Gespräch mit den Diözesen und Caritasverbänden und der Deutschen Bischofskonferenz vertiefen.
Der Forschungsbericht "Katholische Altenheimseelsorge - Ist-Stand & Zukunftsszenarien" ist im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-939224-01-3).
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