URL: www.caritas-chemnitz.de/pressemitteilungen/mit-deutscher-disziplin/346263
Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

"Mit deutscher Disziplin"

 

Augsburg, 30.01.2014 ( pca ). Schweißer kann man überall gebrauchen, wo Metall verarbeitet wird, also in Schlossereien oder Schweißereien, bei Maschinen-, Werkzeug- und Fahrzeugherstellern oder Betrieben der Versorgungstechnik. Die Zentrale Rückkehrberatung Süd- und Westbayern (ZRB) bot deshalb für Asylbewerber und Flüchtlinge einen einwöchigen Lehrgang in Schweißtechnik als Qualifizierungsmaßnahme an. So lernen diese Woche sechs Männer aus Pakistan, Nigeria, aus dem Senegal, Irak und aus Afghanistan im bayernweit modernsten Schweißlabor der Hochschule Augsburg die wichtigsten Grundkenntnisse und Fähigkeiten des Schweißens. Diese Kenntnisse können für die Teilnehmer eine große Hilfe sein, wenn sie in ihr Heimatland zurückkehren und einen Arbeitsplatz suchen.

„Wir sind der Hochschule Augsburg, insbesondere der Fakultät Maschinenbau dafür dankbar. Ohne ihre spontane und hohe Bereitschaft, diesen Lehrgang zu ermöglichen, wäre diese Qualifizierungsmaßnahme nicht möglich gewesen“, sagte Anita Werner, die Leitung der ZRB-Süd- und Westbayern. Die Hochschule Augsburg stellt nicht nur das Schweißlabor zur Verfügung. Prof. Dr.-Ing. Franz Josef Lange, Professor für Produktions- und Schweißtechnik an der Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Hochschule Augsburg, begleitet den Kurs, übernimmt einzelne Unterrichtseinheiten und erklärt zum Beispiel, wie wichtig die unterschiedliche Zugfestigkeit des Metalls ist und dass man schon vor dem Schweißen, sich überlegen muss, welche Funktion das geschweißte Metall als Bauteil haben soll. Der Schweiß- und Labormeister der Hochschule Josef Rüdiger führt den Lehrgang von Montag, 27. Bis 31. Januar 2014 von jeweils 9.30 bis 16.00 Uhr durch.

Auch wenn der Lehrgang für den Schweißmeister Rüdiger zusätzliche Arbeit bedeutet, Prof. Lange Prüfungstermine verlegen musste, sind beide mit ganzem Herzen dabei. „Wir als Hochschule sehen sehr wohl unsere soziale Mitverantwortung und nehmen sie auch gerne wahr“, sagte Prof. Lange. Rüdiger bereitet der Lehrgang Freude, weil er beobachtet, „dass die Teilnehmer wissbegierig sind und sie ganz bei der ‚Sache‘ dabei sind“. Er muss es wissen, denn wenn die Teilnehmer des Schweißer-Lehrganges in den Schweißkabinen schweißen, geht er von Kabine zu Kabine und schaut nach, ob sie das wirklich verstanden haben, was er zuvor erklärt und vorgeführt hatte. Eine Eigenschaft beeindruckte Werner von Beginn des Kurses an, die sie eigentlich nicht erwartet hatte. „Mit deutscher Disziplin stehen sie jeden Morgen pünktlich vor dem Labor und wollen sofort zu arbeiten beginnen“, erzählt sie.

Der Kurs ist für die Teilnehmer nicht einfach. Nur zwei sprechen Deutsch und das nicht besonders gut. Alle anderen können Englisch. Rüdigers Englischunterricht liegt lange zurück. So übersetzt die Leiterin der ZRB Werner Rüdigers Erläuterungen. Versteht einer es nicht, so springt ein anderer Teilnehmer ein und erklärt es mit seinen Worten. Werner ist begeistert über dieses Miteinander der Flüchtlinge untereinander, obwohl sie aus unterschiedlichsten Ländern stammen. Aber trotz aller Sprachschwierigkeiten lernen sie eine ganze Menge vom Metallschutzgasschweißen, dem Lichtbogenschweißen und dem Wolfram- Inertgasschweißen , welche Schweißart bei welchem Metall und welcher Stärke einzusetzen ist.

Der   25-jährige Ejaz Cheema aus Pakistan ist mit ganzem Herzen dabei. „Die Arbeit macht mir Spaß, ich fühle mich wohl dabei“, sagt er und erzählt, wie er schon seinem Vater, der Schweißer ist, immer bei der Arbeit zusah. Er floh, weil der Hass zwischen den beiden muslimischen Gemeinschaften der Sunniten und Schiiten sein Heimatdorf erfasste. Für Mamadou Fall (40) aus dem Senegal bedeutet der Lehrgang Hoffnung auf Arbeit. Aber nicht nur das. Er hatte sich von dem muslimischen Glauben seines Vaters abgewandt und dem christlichen Glauben seiner verstorbenen Mutter zugewandt. Er sagt nicht viel, nur dass ihm Albträume plagen. Er will arbeiten, weil er arbeiten muss, damit seine Albträume ihn nicht beherrschen können.

 

Info:

Qualifizierungsmaßnahmen der Zentralen Rückkehrberatungsstelle Südbayern:

·          Fahrrad-Reparatur-Kurs

·          Nähkurs

·          Baukurs für Solarkocher

·          Gabelstapler-Führerschein

·          Gesundheitskurs

·          EDV-Kurs

·          Schweißer-Lehrgang

 

Weitere Informationen unter: www.zrb-suedbayern.de

Copyright: © caritas  2025