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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Soziale Gerechtigkeit

Mit dem Stromspar-Check Energiearmut vermeiden

Steigende Strom- und Energiekosten belasteten vor allem Menschen, die an oder schon unter der Armutsschwelle leben, warnte er. "Das Beheizen der Wohnung stellt Armutsgefährdete weit häufiger vor finanzielle Probleme als den Rest der Bevölkerung" betonte der Diözesan-Caritasdirektor. Bei einer aktuellen Untersuchung hätten 17 Prozent der Armutsgefährdeten erklärt, aus finanziellen Gründen ihre Unterkunft nicht angemessen warm halten zu können. Unter den nicht Armutsgefährdeten waren es nur drei Prozent, berichtete Kessmann. 12 Prozent der Armutsgefährdeten waren den Angaben zufolge mit der Begleichung ihrer Energierechnung gegenüber den Versorgungsbetrieben in Zahlungsverzug.

Podiumsdiskussion Stromsparcheck 2013NRW-Umwelminister Johannes Remmel (Grüne) und Diözesan-Caritasdirektor Heinz-Josef Kessmann (Münster) diskutieren über Energierarmut auf der Fachtagung Stromsparcheck der Caritas in NRW im Dezember 2013.Markus Lahrmann

Der nordrhein-westfälische Umwelt- und Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) forderte auf der Veranstaltung ein Ende der Stromsperren bei Energieschulden. "120.000 Stromabschaltungen hat es gegeben, das ist für unsere Gesellschaft unwürdig", sagte der Minister. Remmel warb für den Einsatz von Prepaid-Zählern und für einen frühzeitigen Informationsaustausch zwischen Sozialämtern, Energieversorgern und Sozialverbänden, "um Stromsperren zu vermeiden".

Der Stromspar-Check der Caritas sei "ein wichtiges Präventionsangebot für Menschen, die durch stetig steigende Stromkosten und Energieschulden von Armut bedroht sind", sagte Caritasdirektor Kessmann. In Nordrhein-Westfalen habe die Caritas mehr als 50 ehemals langzeitarbeitslose Frauen und Männer zu Stromsparhelfern qualifiziert, die in fünf ausgewählten Städten bis 2015 mehr als 6000 einkommensarmen Haushalten beim Energiesparen helfen.

Pantomimengruppe auf der Fachtagung StromsparcheckAuch die Energieversorger haben ein Interesse, Stromsperren zu vermeiden. Deswegen fördern sie Prävention und suchen nach Lösungen zusammen mit den Kommunen und Wohlfahrtsverbänden.Markus Lahrmann

"Damit ist der Stromspar-Check nicht nur eine vorbildliche Symbiose von Sozialpolitik und Klimaschutz, sondern auch eine wirksame Hilfe zur Integration durch Arbeit", sagte Kessmann. Er appellierte an die Energieversorger und die Kommunen, mehr qualifizierte Langzeitarbeitslose als "Serviceberater für Energie- und Wasserspartechnik" anzustellen. Die Caritas sei hier auf die Bundespolitik und die Mitwirkung des nordrhein-westfälischen Arbeitsministeriums angewiesen, aber auch auf die Unterstützung der örtlichen Jobcenter und Kommunen. "Vom gesunkenen Energieverbrauch profitieren auch die Kommunen, die bei den Kosten der Unterkunft für Bezieher von ArbeitslosengeldII mit jedem Check 250 Euro jährlich einsparen", unterstrich Kessmann.

Grünen-Minister Remmel sagte, er könne sich einen Fonds vorstellen, in den die Energieunternehmen zur Umsetzung der europäischen Energieeffizienzrichtlinie jährlich 1,5 Prozent ihres Umsatzes einzahlen. Aus diesem Fonds könnten auch Energiespar-Maßnahmen in privaten Haushalten finanziert werden. "Die Ergebnisse der Projekte zum Stromspar-Check können sich ja sehen lassen", lobte Remmel.

InfotischInformationen und Instrumente für den Stromsparcheck der Caritas in NRW.Markus Lahrmann

Die aufsuchende Energieberatung der Caritas inNRW ist eine Säule des Kooperationsprojektes "NRW bekämpft Energiearmut", das zusammen mit der Energieschuldenberatung der Verbraucherzentrale NRW vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Das Projekt besteht seit Anfang Oktober 2012 und wird an den fünf Modellstandorten Aachen, Bochum, Dortmund, Köln und Krefeld durchgeführt.

Hintergrund: Beim Stromspar-Check der Caritas gehen sogenannte Stromsparhelfer - meist ehemalige Langzeitarbeitslose, die qualifiziert wurden - direkt in die Haushalte von Arbeitslosengeld II-Empfängern. Sie geben Tipps zum Energie- und Wassersparen und montieren kostenlos kleine Energiesparartikel. Jeder Haushalt spart bei diesem Stromspar-Check durchschnittlich 162 Euro an Energie- und Wasserkosten im Jahr. Langfristig werden so insgesamt mehr als 4000 Tonnen CO2-Emmissionen vermieden. Vom gesunkenen Energieverbrauch profitieren auch die Kommunen: Sie tragen - zusammen mit dem Bund - die Kosten der Unterkunft bei Beziehern von Arbeitslosengeld II und sparen daher nach jedem Check knapp 250 Euro ein.

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Caritas in NRW – AKTUELL

1/2014

Energiearmut vermeiden

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