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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Augsburg u.a.

Menschliche und wirtschaftliche Sonderbelastungen

Geschäftsführer der CAB dankt seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Bereitschaft, die Belastungen dieser Zeit gemeinsam zu tragen

 

Augsburg/Schwabmünchen/Günzburg/Aichach, 25.03.2020 (pca). Auch in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH ist es still geworden. Ob in Augsburg, in Aichach, Schwabmünchen oder Günzburg. Nur vereinzelt sieht man noch Frauen oder Männer, die ihrer Arbeit nachgehen. Es sind aber nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Personal gehören, also die Gruppenleiter, das Team des Sozialdienstes, die Angestellten im Verwaltungsbereich und das Seelsorgeteam sowie die Einrichtungsleitung. Die Beschäftigten, die Menschen mit Behinderungen, trifft man derzeit dort nicht an. "Wir haben unsere Werkstätten für sie geschlossen und bieten Notgruppen an", sagt der Geschäftsführer des Ressorts Behindertenhilfe der CAB Herbert Kratzer. Und er gesteht: "Bei allem Verständnis und bei aller unbestreitbaren Notwendigkeit bin ich nicht glücklich mit dieser Entscheidung.  

Unmittelbar nach der Schließung der Kindertageseinrichtungen und der Schulen war viel auf Kratzer und die Einrichtungsleitungen eingestürmt. Entscheidungen mussten vorbereitet werden. Auch Eltern riefen an und bauten mitunter Druck auf. "Warum muss denn mein Sohn noch in die Werkstätte gehen?", so eine Mutter. Ein andere fragte Kratzer: "Wie kann ich meine Tochter nur davon überzeugen, dass sie zuhause bleibt und nicht mehr in die Werkstätte gehen will?" Die Sorgen der Angehörigen und die Wünsche der Beschäftigten waren oft nicht im Einklang miteinander. Mit der Entscheidung durch die Staatsregierung, auch die Werkstätten für die Beschäftigten am vergangenen Mittwoch zu schließen, endete zumindest diese Unsicherheit.

Wer den Status "Werkstattbeschäftigte" oder "Werkstattbeschäftigter" hat, muss zuhause bleiben. Selbstverständlich auch jene Frauen und Männer in den Förderstätten. Darunter sind viele Menschen, die zu einer Risikogruppe für einen schweren Verlauf der Infektion durch Coronaviren gehören. "Ein ständiger Wechsel zwischen Zuhause und der Förderstätte böte zu viele Kontakte und damit zu viele Gefährdungen." Die generellen Schließungen haben aber auch unerwünschte Auswirkungen: die dringend benötigte, wertvolle Arbeitskraft der Beschäftigten steht nicht mehr zur Verfügung, z.B. für die Wäscherein, die momentan wichtige Arbeit leisten. Für andere Beschäftigte fehlt der gewohnte Alltag und die Sicherheit, die dieser gibt. Sie sind nun zu Hause oder in Wohneinrichtungen und werden dort auch tagsüber betreut. Damit kommt auf das Personal des Wohnens und die Angehörigen eine höhere Belastung zu. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstätten sind nun auch beim Wohnen zur Unterstützung im Einsatz.

Insgesamt zählt die CAB in ihren Werk- und Förderstätten rund 1.450 Werkstattbeschäftigte und rund 180 Förderstättenbesucher. "Sie bringen nicht nur Leben in unsere Werkstätten", sagt Kratzer. "Mit ihrer Arbeit in der Gärtnerei, der Wäscherei, in der Hauswirtschaft, im Metallbereich, in der Schreinerei und in den Montagegruppen erwirtschaften unsere Beschäftigten ihren Lohn."

Die Aufträge aus der Wirtschaft, die Beschäftigten normalerweise unter der Anleitung ihrer Gruppenleiter abarbeiten, werden jetzt allerdings nicht storniert. "Wir erfüllen unsere Aufträge", betont Kratzer. Allerdings muss jetzt das Personal ran und die Arbeiten erledigen. Es ist allerdings die unsichere Zukunft, die den CAB-Geschäftsführer umtreibt. "Was ist, wenn die bestehende aktuelle Verordnung über den 20. April hinaus verlängert wird?" Der Bezirk Schwaben, so berichtet Kratzer, habe zwar zugesagt, die Entgelte bis zum 19. April zu zahlen. Doch damit kann Kratzer nur sein Personal, also jene ohne Behinderung bezahlen. Gleichzeitig muss und will er aber die Beschäftigten in den Werkstätten weiter bezahlen. Das kann er zwar noch, dank der "Ertragsschwankungsrücklage". Die CAB habe immer solide gewirtschaftet. Sie kann einige Zeit aushalten. "Aber wenn die Aufträge wegbrechen und das längerfristig so bleibt, dann wird es schwierig werden für uns."

Kratzer ist mit seinem Führungsteam im Krisenmodus. Auch am Wochenende kümmert er sich um Umgang mit den Folgen der Pandemie in der CAB. Ein Gedanke lässt ihn dabei nie los. "Wie geht es unseren Werkstattbeschäftigten, Bewohnerinnen und Bewohnern?" Jetzt im Augenblick sei noch fast alles in Ordnung. Er verstehe aber, warum so manche von ihnen offen fragen, warum das Personal und sie denn nicht in die Werkstatt gehen dürften. "Teilhabe wird plötzlich durch den Corona-Virus unterbrochen", unterstreicht Kratzer.

Sorgen macht ihm die weitere Entwicklung. Zwei Wochen könnten sie gut überbrücken. Das sei fast wie Urlaub. Wochenlang nur zuhause zu sitzen, keine Freunde treffen zu dürfen, nichts unternehmen zu können und nicht in die Arbeit gehen zu dürfen, "das ist für uns alle ein Problem." Kratzer freut sich dabei aber über die große Bereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überall wo es Hände braucht mit anzupacken und mit kreativen Lösungen zu helfen. "Das zeigt großen Teamgeist in der Krise und verdient unseren besonderen Dank."

 

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