Augsburg, 23.06.2010 (
pca
). Für sie ist es ein schwerer Kampf mit sich selbst,
ein Kampf, der ihr weh tut, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Uli B.
(43) leidet seit ihrer Geburt an spastischen Lähmungen. Der Mund ist auch davon
betroffen. Ihr „Kampf“ meint etwas, was so selbstverständlich für die meisten
Menschen ist. Das Sprechen, das einem in die Lage versetzt, sich mitzuteilen,
Wünsche zu äußern oder etwas zu fragen. „Ich bin gerne in der Stadt unterwegs,
doch die Menschen verstehen mich so schlecht. Sie können nicht abwarten, hören
mir nicht zu. Bevor ich meine Frage gestellt habe, sind sie schon
verschwunden.“ Jedes ihrer Worte hat sie klar im Kopf. Doch nur unter größten
Anstrengungen gelingt es Uli B., sich selbst die Aussprache der Wörter abzuringen.
Eigentlich, so meint man, müsste
sie mutlos sein. Doch das ist sie keineswegs. Uli B., die seit Jahren im
Canisiushaus
der Caritas-Wohnstätten in
Augsburg-Haunstetten
wohnt, weiß sich nicht allein. Da sind nicht nur die Betreuer der
CAB Caritas Augsburg
Betriebsträger gGmbH
. Uli B. kommt mit anderen Menschen mit
Kommunikationsstörungen beim Anwendertreffen der Unterstützten Kommunikation
zusammen. Es findet regelmäßig alle 4 Monate
im Café am Milchberg bei
St.Ulrich
in Augsburg
statt.
Alle setzen hier auf
Sprachausgabegeräte,
sogenannte
Talker
.
Diese Geräte verknüpfen Bilder bzw. Symbole mit zuvor aufgenommenen Aussagen.
So können Menschen mit Sprachbehinderungen sich klar und deutlich unterhalten.
Uli B. hat noch nicht so ein Gerät. „Ihr Antrag ist bislang gescheitert“, so
Christine Borucker
, die bei der Beratungsstelle für
Unterstützte Kommunikation (UK) der
CAB Caritas Augsburg
Betriebsträger gGmbH
arbeitet. Uli B. brauche jedoch dringend ein Gerät, da
sich ihre Motorik zunehmend verschlechtere
„Ich kämpfe weiter“, sagt Uli B. tapfer dazu, auch wen sie fast eine Minute
braucht, um diesen Satz auszusprechen.
Diese
Talker
sind segensreich. Robby M., ein erwachsener junger Mann. Er wohnt im Haus St.
Vinzenz in Oberbernbach bei
Aichach
. Schwerstbehindert, aber über alles geliebt von
seinen Eltern und Geschwistern. Er könnte kein einziges Wort sprechen. Aber
sein
Talker
, den er selbstbewusst bedient, erzählt
für ihn, wer er ist, von wem er das Gerät geschenkt bekommen hat, „von Mama und
Papa“. Und er kann auch einen Witz erzählen.
Robbi
lacht, weil er gerne mit Menschen zusammen ist und dank des
Talkers
spürt, dass man ihm zuhört und ihn ernst nimmt.
Beim Anwendertreffen ist auch Edith
B. aus dem Augsburger
Ulrichsheim
dabei. Sie würde
ihren
Talker
nicht mehr hergeben – aus gutem Grund.
Seitdem sie ihn nämlich hat, kann sie in ihrer Arbeitsgruppe in den
Ulrichswerkstätten
immer sagen, was sie braucht, um weiter
arbeiten zu können. „Ich brauche Dübel“, „ich brauche ein Zählbrett“. Edith B.
habe nun viel mehr Freude bei der Arbeit, denn sie kann sich nun auch viel mehr
einbringen.
Borucker ist von den
Talkern
überzeugt, nicht nur weil Menschen ohne klare
Sprechfähigkeit sich äußern können. „Menschen mit
Talkern
werden wieder aktiver, weil sie wieder am Leben partizipieren können.“ Dazu
dienen auch die Anwendertreffen. Sie werden mit den Betreuern vorbereitet. Neue
Themen werden besprochen und eingeübt. Für die UK-Beraterin ist es deshalb manchmal
ärgerlich, dass die Krankenkassen „sich in Einzelfäller zu sehr zieren,
passgenaue
Talker
zu genehmigen“.
Infos
und Kontakt:
Beratungsstelle
für Unterstützte Kommunikation
Memminger Str. 6
86159 Augsburg
Tel: 0821 / 5606 – 0
E-mail
:
uk@cab-b.de