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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Wohnungsmarktprognose

Mangel an bezahlbaren und altersgerechten Wohnungen verschärft sich weiter

Die Wohnungsmarktprognose 2040 der Landesregierung sagt einen großen Mangel an bezahlbaren und vor allem auch an barrierefreien Wohnungen voraus. Trotz dieser Erkenntnis steuert das Land zu wenig gegen, so das Fazit in einer Stellungnahme des Bündnisses "Wir wollen wohnen", in dem die Caritas in NRW mitarbeitet. Bei Fortführung der aktuellen politischen Maßnahmen sei mit einem weiter sinkenden Anteil öffentlich geförderten Wohnraums für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen zu rechnen, erklärt Heinz-Josef Kessmann, Sprecher der Caritas auf Landesebene: "Für uns ist klar, dass die Wohnraumförderung des Landes dringend ausgebaut werden muss". Zudem sei es notwendig, Wohnungsbestände gemeinnützig zu bewirtschaften.

Besonders groß ist der Mangel im Bereich der barrierefreien und damit altersgerechten Wohnungen. 2018 fehlten bereits 438.000 entsprechend ausgestattete Einheiten, insgesamt wird bis 2040 ein Bedarf von 672.000 Wohnungen angenommen. Das, so Kessmann, seien zwei Drittel des gesamten vorhergesagten Neubaubedarfs von einer Million Wohnungen. Von diesem Anteil sei man derzeit weit entfernt. Seit 2018 seien gerade mal 18 Prozent altersgerechte Wohnungen errichtet worden. Lege man die strengeren Regeln für barrierefreie Wohnungen an, sei der Anteil noch geringer. Statt dies als Signal für mehr Barrierefreiheit zu sehen, schwäche die Novelle der Landesbauordnung die diesbezüglichen Bestimmungen eher ab.

Unrealistische Prognose

Zu begrüßen sei zwar, dass die Landesregierung die Prognose zur Wohnungspolitik auf eine wissenschaftliche Grundlage stelle. Es helfe aber nicht weiter, wenn darin unrealistische Annahmen gemacht würden, erklärt Kessmann, der Diözesan-Caritasdirektor in der Diözese Münster ist. Zu bezweifeln sei, dass tatsächlich so viele ältere Menschen aus ihren eigenen Häusern ausziehen, dass kein weiterer Zubau von Ein- und Zweifamilienhäusern für Familien erforderlich werde. Zum einen könnten sie nicht umziehen, wenn es nicht genügend altersgerechte Wohnungen gebe. Zum anderen zeige die Erfahrung, dass ältere Menschen häufig so lange wie möglich in ihren Häusern wohnen blieben.

In der Frage der Bezahlbarkeit des Wohnens "bleibt die Prognose eher oberflächlich", kritisiert Kessmann. Der Bedarf insgesamt werde nicht mit der Frage abgeglichen, wie viele Haushalte sich die gewünschten Neubauten überhaupt leisten könnten. Es werde durchaus gebaut, aber eben vor allem teurere Wohnungen. Den Mangel an preisgünstigen Wohnungen verschärfe dies eher, zumal nach wie vor mehr Wohnungen aus der Sozialbindung entfielen als an neu geförderten hinzukämen. Im vergangenen Jahr seien gerade mal 5.463 Mietwohnungen gefördert worden.

Hintergrund: Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen hat am 05.11.2020 eine neue Wohnungsmarktprognose vorgelegt. Dabei handelt es sich um ein "Wohnungsmarktgutachten über den quantitativen und qualitativen Wohnungsneubaubedarf in Nordrhein-Westfalen bis 2040", erstellt durch das Institut GEWOS.

Das NRW-Aktionsbündnis "Wir wollen wohnen!" ist ein Zusammenschluss bestehend aus Deutscher Mieterbund NRW e.V., Deutscher Gewerkschaftsbund NRW, Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW e.V., Landesarbeitsgemeinschaft der Arbeiterwohlfahrt NRW, Caritas in NRW, Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V., Sozialverband Deutschland NRW e.V., Sozialverband VdK NRW e.V. Das Bündnis setzt sich ein für den Erhalt und den Ausbau des Mieterschutzes in NRW und für die Schaffung von mehr bezahlbaren Wohnraum.

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