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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Lebensweltkonzept: Fundamentale Umkehr zum Wohl der alten Menschen

 

Augsburg, 09.03.2007 (pca). Kaum einer will heutzutage im hohen Alter in ein Altenpflegeheim. Die meisten Menschen haben dabei Angst vor unpersönlichen, schematisch durchorganisierten alltagsfremden Einrichtungen, in denen man das eigene Ich aufgeben muss. Die größte Angst liegt darin begründet, als vielleicht schwerstpflegebedürftiger Mensch seine letzte Würde zu verlieren. Die CAB-Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH, in deren Trägerschaft 14 Altenpflegeeinrichtungen sind, hat diese Ängste sehr ernst genommen. Herausgekommen ist dabei das "Lebensweltkonzept". Es dreht das frühere Organisationsprinzip in Altenpflegeeinrichtungen, das Leben der alten Bewohner den betrieblichen Rahmenbedingungen unterzuordnen, völlig um.

"Die Wünsche und individuellen Möglichkeiten bestimmen bei uns den Tagesablauf und unsere Arbeitszeiten", erklärt Robert Freiberger, Leiter des Caritas-Seniorenzentrums St. Verena in Augsburg, bei einem Informationsnachmittag für Vertreter der Sozialdienste der Krankenhäuser, der Seniorenfachberatungsstellen der Stadt Augsburg, der Sozialstationen der Caritas und der ambulanten Hospizdienste. Ein Novum war schon die persönliche Begegnung an sich. "Wir haben hier noch Nachholbedarf", gestand Freiberger. Die CAB habe sich als Ziel gesetzt, sich mit den verschiedenen künftig besser zu vernetzen und regelmäßig Informationen auszutauschen.

Das "Lebensweltkonzept" ist mehr als nur ein Profil. Es ist eine Umkehr der Altenpflegeeinrichtungen. Das unterstrichen Michaela Gamm, zuständig bei der CAB für Grundsatzfragen der Pflege, und Doreen Vogt, die den Sozialdienst in St. Verena verantwortet, gemeinsam mit Freiberger. Bis vor wenigen Jahren hatte sich der Bewohner einem einheitlich vorgeschriebenen Organisationsschema unterzuordnen. Pflege und  Fürsorge unterlagen dem strengen Zeitdiktat wie auch den Bemühungen, alle Prozesse betriebswirtschaftlich und organisatorisch zu optimieren. Das Lebensweltkonzept der CAB dreht den Spieß um. "Der Bewohner bestimmt unseren Zeitplan", so Freiberger.

"Es entsprach doch nicht dem Lebensalltag der alten Menschen, schon um sechs Uhr morgen zu frühstücken oder um 16.30 Uhr das Abendessen einzunehmen." In St. Verena wie auch den anderen CAB-Häusern dürfen die Menschen frühstücken, wann sie wollen. Das Abendessen gibt es nun um 18.00 Uhr. Das erfordert unter anderem eine Umstellung der Dienstpläne. 40 unterschiedliche Dienstzeiten gibt es nun in St. Verena.

Kern- und Angelpunkt des Konzeptes ist die "Präsenzkraft". Dabei wird eine Pflegekraft aus der Schicht herausgelöst. Sie frühstückt gemeinsam mit den Bewohnern wie zuhause - ohne Tablett. Sie decken gemeinsam den Tisch, lesen Zeitung, bereiten einen Salat für das Mittagessen vor, machen Spiele, backen Kuchen  oder sprechen einfach miteinander. "Wie sie es eben von zuhause kennen", so Vogt. Das hat "äußerst positive Folgen". Nicht nur die Wohngemeinschaft blüht auf. Selbst demente Menschen, so stellte Vogt fest, werden ruhiger, schreien weniger und sprechen wieder ganze Sätze. "Sie werden wieder wacher." Auch weniger mobile Bewohner zeigten eine neue Bewegungsfreude.

Obwohl eine Präsenzkraft der Pflege unmittelbar entzogen wird,  profitieren die anderen AltenpflegerInnen. Sie können sich heute viel intensiver um die zu pflegenden Menschen in den Zimmer kümmern als früher. Da die Präsenzkraft zusammen mit den anderen im Wohnzimmerbereich aktiv ist, haben diese keinen Anlass, eine Pflegekraft herbeizurufen. "Alle Pflegekräfte machen bei uns diesen Wandel mit Begeisterung mit. Jetzt können sie nicht nur fachliches Wissen unterstreichen, sondern auch ihre verschiedensten menschlichen Begabungen zum Vorteil und zur Freude unserer Bewohnerinnen und Bewohner einbringen", sagt Freiberger. Für ihn gilt: "Die Pflege ist die Basis, die Gestaltung der Lebenswelt für die älteren Menschen in unseren CAB-Häusern ist die Kür."

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