URL: www.caritas-chemnitz.de/pressemitteilungen/konzept-der-anker-zentren-ist-gescheitert/2014914
Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Aufruf zu AnkER-Zentren

Konzept der AnkER-Zentren ist gescheitert

Düsseldorf - Die Caritas in NRW sieht das Konzept der AnkER-Zentren nach drei Jahren als gescheitert an. Die fünf Diözesan-Caritasverbände Aachen, Essen, Köln, Paderborn und Münster unterstützen die gemeinsame Forderung des Deutschen Caritasverbandes, der Diakonie, Paritätischem Gesamtverband, Arbeiterwohlfahrt und Pro Asyl, die Erstaufnahme von Asylsuchenden zukunftsorientiert zu gestalten. Das erklärte Ziel der Zentren, das Asylverfahren in zentralen Einrichtungen deutlich zu beschleunigen, sei nach Bewertung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nicht erreicht worden. Stattdessen habe sich nur die Lage der Geflüchteten dort deutlich verschlechtert und werde eine schnelle Integration bei Anerkennung behindert.

Die Caritas in NRW kritisiert, dass eine Verkürzung der Asylverfahren um lediglich fünf Tage von 82 auf 77 mit einem ganzen Bündel an Nachteilen für die Asylsuchenden erkauft werden. Unter anderem sei die ursprünglich vorgesehene Aufenthaltsdauer mehrfach auf inzwischen sechs Monate für Familien und bis zu zwei Jahre für Erwachsene ohne Kinder verlängert wor-den. Die Caritas fordert gemeinsam mit allen Unterzeichnern des Aufrufs, die Unterbringung in eine Erstaufnahmeeinrichtung per Gesetz auf maximal drei Monate zu begrenzen.

Insbesondere das Wohl der Kinder sieht die Caritas in den AnkER-Zentren gefährdet. Häufig könnten sie keine Kindertagesstätte oder Schule am Ort besuchen. Der ersatzweise in den Ein-richtungen angebotene Unterricht sei kein gleichwertiger Ersatz. Die beengte Unterbringung unter in der Coronazeit besonders problematischen hygienischen Bedingungen bei stark einge-schränkter gesundheitlicher Versorgung verschärfe die Situation.

Ausgehöhlt sieht die Caritas das Recht auf ein individuelles Asylverfahren. So werde unter an-derem bei der Teilnahme an Deutsch- und Integrationskursen nach Ländern vorsortiert. Nur Asylsuchende aus Syrien, Eritrea und Somalia hätten derzeit die Chance eines schnellen Be-ginns, weil die durchschnittliche Anerkennungsquote bei über 50 Prozent liege. Flüchtlinge aus anderen Ländern müssten Monate oder Jahre warten, bis sie anerkannt seien und damit an ei-nem Kurs des BAMF teilnehmen dürften.

Gegenüber dem Asylbewerber-Leitungsgesetz seien die Sozialleistungen in den Zentren nochmals abgesenkt. Es gebe lediglich Sachleistungen und kein Bargeld. Das angebotene Es-sen nehme keine Rücksicht auf Allergien oder die notwendige zeitlich flexible Ernährung von Babys und Kindern. In den ersten neun Monaten bestehe ein Arbeitsverbot, so dass auch die Möglichkeit, selbst Geld zu verdienen, ausgeschlossen sei.

Neben all den individuellen Nachteilen sieht die Caritas in NRW die Gefahr, dass die großen Zentren die Ablehnung von geflüchteten Menschen in der Bevölkerung fördert. Insgesamt ver-letzten die Bedingungen in den AnkER-Zentren die Würde und Rechte der Schutz suchenden Flüchtlinge.

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Aufruf mit Unterzeichnenden

Der Aufruf 'Isolation beenden – das Ankommen fördern – faire Asylverfahren sicherstellen' von Diakonie Deutschland, Deutschem Caritasverband, Paritätischem Gesamtverband, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband und PRO ASYL mit einer Liste der Mitunterzeichnenden zum Download als PDF-Dokument.

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