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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Inklusion braucht Kommunikation

 

Augsburg, 07.11.2013 ( pca ). Winfried S. (46) und Sonja L. (22) arbeiten in der Förderstätte der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH bei Don Bosco in Augsburg. Sprechen können sie nicht, auch ihre Beine, Arme, Hände und Finger gezielt zu steuern ist ihnen versagt. Schon seit ihrer Geburt ist ihr Leben von ihrer spastischen Lähmung geprägt. Jede ihrer Bewegungen, auch dann wenn sie einen Laut von sich geben wollen, wirkt verkrampft, weil unter großen Anstrengungen erkämpft. Die meisten Menschen gehen ihnen aus dem Weg, weil sie nicht wissen, wie man mit ihnen am besten umgehen soll, auch weil man meint, sich mit ihnen nicht unterhalten zu können. Doch wer so denkt, irrt.

Was alles zu bedenken ist und worauf man auch als Stadt und Behörde achten muss, damit Kommunikation mit Menschen mit Behinderungen gelingen kann und diese Menschen sich leichter zurechtfinden können, damit beschäftigt sich die Fachtagung Unterstützte Kommunikation, den die CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH gemeinsam mit der Stadt Augsburg und dem Behindertenbeirat der Stadt Augsburg im Rathaus am Mittwoch, 13. November 2013 durchführt. Der Tag steht unter dem Motto „Inklusion braucht Kommunikation. Mit-reden und verstehen!“ Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl und CAB-Geschäftsführer Franz Minnerrath werden die rund 270 teilnehmenden Gäste begrüßen, für die die Fachtagung vielfältige Informationen und einen intensiven Gedankenaustausch bieten will.  

Dass es sich lohnt, darüber Gedanken zu machen, das beweisen Winfried S. und Sonja L. auf den ersten Blick neigt man dazu, nicht von ihnen erwarten zu können, dass sie alles verstehen und sich auch unterhalten wollen. Beide belehren jedermann eines Besseren.

Winfried S. liest aber zum Beispiel regelmäßig in der Zeitung, insbesondere die Sportseiten, schreibt selber Glückwunschkarten und hilft mit , in der Förderstätte der CAB bei Don Bosco in Augsburg die Bestellung und den Verkauf von Waren aus 50 Werkstätten für Menschen mit Behinderung in ganz Deutschland zu kontrollieren. Auch Sonja L. arbeitet in dieser Abteilung mit. Sie versteht übrigens nicht nur Deutsch, sondern auch Russisch, denn ihre Mutter stammt aus Russland. Sie liest gerne, insbesondere russische Gedichte, und schreibt selbst kleinere Gedichte. Beide können sich gut unterhalten und sich anderen klar und deutlich sprachlich mitteilen. Es nimmt nur Zeit und Geduld in Anspruch. Dass beide dies können, verdanken sie der modernen Computertechnik. Winfried S. steuert mit seinen Augen, Sonja L. mit einem Joystick ihre Sprachausgabegeräte. Damit wird sie übrigens auch bei der Fachtagung einen Vortrag halten.

Diese Technik ist ein Teil des breiten Angebots der „Unterstützen Kommunikation“. Menschen mit Behinderungen, körperlicher Art wie zum Beispiel der spastischen Lähmung oder geistige Einschränkungen, erhalten dadurch die Chance ihr eigenes Leben besser selbst bestimmen und gleichzeitig am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Zur Unterstützten Kommunikation gehören auch die „Leichte Sprache“, eine einheitlich klar strukturierte Schreib- und Sprechweise, die Zeichensprache in ihren unterschiedlichsten Schwierigkeitsstufen wie auch ( die) eine leicht verständliche Bildersprache mit einheitlich abgestimmten Piktogrammen. Diese Formen dienen einem Ziel: Inklusion von Menschen mit Behinderungen setzt Kommunikation voraus. „Ohne Kommunikation keine Inklusion“, unterstreicht Christine Borucker, die die Beratungsstelle „Unterstützte Kommunikation“ der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH in Augsburg leitet. „Und die Unterstützte Kommunikation mit ihren vielen Möglichkeiten lehrt uns, dass dies vielleicht nicht einfach, aber doch möglich ist.“

Die Fachtagung Inklusion braucht Kommunikation wird die verschiedenen Möglichkeiten der Unterstützten Kommunikation vorstellen und damit die Öffentlichkeit, aber auch Behördenvertreter aufklären. Die Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation hat für diese Fachtagung einen Film in Auftrag gegeben, der auf die Schwierigkeiten hinweisen will, denen Menschen mit geistigen Einschränkungen in Augsburg begegnen. Der Film wird am 13. November 2013 im Rathaus erstmals vorgeführt werden.

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