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Stand: 19.01.2015

Gemeindecaritas FRG

Gemeindecaritas FRG

Hinhören – Verstehen - Handeln

Offizielle Pressefoto ältester Nachmittagsbetreuung in FRG.

Böhmzwiesel | Wenn man dem Versprechen der Politik Glauben schenken mag, so steht ab 2026 jedem Grundschüler ein Anspruch auf einen Platz in der Ganztagesbetreuung zu. Inwieweit das ein reines Wahlversprechen bleibt oder in fünf Jahren dann in die Praxis umgesetzt wird? Die Zeit wird es zeigen.

"Das war vor fünfzehn Jahren noch ganz anders", erinnerte sich Margarethe Aigner vom Fachbereich "Gemeindecaritas" im Landkreis. "Caritasarbeit auf Orts- und Pfarrebene funktioniert ja seit jeher nach dem Motto: ‚Hinhören - Verstehen - Handeln‘. So war es auch schon vor rund 15 Jahren, als ich in Böhmzwiesel den Gesprächen - vor allem auch Klagen - von Eltern mit Grundschulkindern zuhörte." Das leidige Thema der vielen Hausaufgaben und damit unmittelbar, der häufig ‚wackelnde‘ Frieden in den Familien, stellt für Eltern eine echte Herausforderung dar: Damals wie heute. "Meist kam die doch so wichtige gemeinsame Zeit viel zu kurz. Ein Deutschaufsatz musste noch geschrieben, verschiedene Aufgaben in Heimat- und Sachkunde gelernt werden. Und nicht zu vergessen: Das Rechnen". Wer sich in den letzten Jahren mit den Lehrplänen an Grundschulen auseinandersetzen musste, fragte sich bisweilen: Warum muss dort das ‚Rad immer neu erfunden‘ werden?"

Eine Antwort darauf dürfte nur vom Kultusministerium gegeben werden können. Aber ganz pragmatisch haben die "Caritasler‘ aus Böhmzwiesel ihre Initiative der Nachmittagsbetreuung in die Praxis umgesetzt. Vermutlich als erste Betreuungsmöglichkeit im Landkreis. "Die Kinder kommen von Montag bis Donnerstag nach dem Unterricht zu uns. Bekommen hier ein warmes Mittagessen. Anschließend werden die Aufgaben in einer ruhigen Atmosphäre erledigt. Bei Fragen steht ein Erwachsener stützend zur Seite", so die Leiterin der Nachmittagsbetreuung, Elke Wallisch. "Wir haben in den Anfangszeiten schon eine geringe finanzielle Unterstützung von der Regierung erhalten. Mit geringem Stundenumfang haben sich eine Fachkraft und ehrenamtliche Hilfskräfte dort eingebracht." Zwischenzeitlich hat sich das Blatt gewendet: Um Beruf und Familie besser organisieren zu können, werden Betreuungsmodelle nun auch von staatlicher Seite gefördert. "Aber es ist völlig irrelevant, ob beide Eltern arbeiten. Wir haben oft Kinder, die hier einfach ihre diversen ‚Schuljobs‘ erledigen. Und wenn sie dann nach Hause kommen, gibt es für die Familien nur noch ‚Qualitätszeit‘. So soll es sein!", sagte Ingrid Pongratz die innerhalb der ehrenamtlichen Vorstandschaft für die Nachmittagsbetreuung in Böhmzwiesel zuständig ist.
Der Kreis-Caritasverband Freyung-Grafenau e.V. hatte 2011 die Zeichen der Zeit richtig gedeutet. Mit dem Fachgebiet ‚Lebensraum Schule‘ steht er offenen und gebundenen Ganztagsschulen und der Jugendsozialarbeit an (weiterführenden) Schulen als Trägerverband zur Seite. "Die Anforderung an die pädagogischen Kräfte darf hier nicht unterschätzt werden: Die Kinder und Jugendlichen kommen meist völlig ausgepowert aus dem Unterricht. Es gilt jeden Einzelnen mit seinen Fähigkeiten dann zu motivieren", weiß Barbara Wolf, die dem Fachgebiet "Lebensraum Schule" mit mehr als 35 Angestellten bei der Caritas FRG vorsteht. "Die ‚soziale Kompetenz‘ der jungen Menschen - in unserer ausschließlich an Leistung orientierten Wertewelt - hat in den letzten Jahren zunehmend gelitten. Oft geht es daher nicht ausschließlich nur mehr darum, die Matheübungen in Form und Richtigkeit zu erledigen. Oft nagen an unseren Kindern extreme Versagensängste und Selbstwertzweifel. Offene oder versteckte Aggressionen der Schüler gegenüber dem Personal sind leider häufig an der Tagesordnung bei der Betreuung. Dafür müssen unsere Betreuer einen ausgeprägten Sensor und ein ‚dickes Fell‘ mitbringen: Ich ziehe vor unserem Team daher den Hut! Das kann nicht jeder!"

Mehr Infos: 08581 9882-110 oder 08551 916 588-0.


Foto: © cmg | Caritas FRG. V. li.: Ingrid Pongratz (verantwortliches Vorstandsmitglied), Manuela Vierlinger (Pädagogische Hilfskraft), Margarethe Aigner (Vorstand Orts-Caritasverband),  und Elke Wallisch (Erzieherin)in der Nachmittagsbetreuung

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