Caritas-Direktor Heinz-Josef Kessmann würdigte die Arbeit der Stromsparhelferinnen und -helfer zum Jubiläum 10 Jahre Stromspar-Check.Foto: Markus Lahrmann
Düsseldorf - Ein beeindruckendes Ergebnis legt die Caritas in NRW nach zehn Jahren "Stromspar-Check in NRW" vor: 112.000 Haushalte mit geringem Einkommen haben sich seit 2008 einem Stromspar-Check unterzogen, ihren Strom- und Wasserverbrauch messen lassen und in der Folge Energieeinsparungen in Höhe von 125 Millionen Euro erzielt. Sogenannten Stromspar-Helfern gelang dieser Erfolg durch aufsuchende Energieberatung, praktische Tipps und den Einsatz von "Soforthilfen". Dazu zählen moderne LEDs, schaltbare Steckdosenleisten, Zeitschaltuhren, Raumthermometer, aber auch wassersparende Duschköpfe und Durchflussbegrenzer.
Das Projekt Stromsparcheck hat viele Gewinner: Pro Check gelangen pro Jahr mindestens eine Tonne weniger CO2 in die Umwelt. Über 90 Prozent der beratenen Haushalte beziehen Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld, sodass von den Einsparungen bei Energie und Wasser auch die Kommunen und der Bund als Kostenträger profitieren. Und die Beratungen selbst wurden weit überwiegend von intensiv geschulten Langzeitarbeitslosen durchgeführt, von denen etliche später auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen konnten. "Diese gelungene Kombination aus Sozialpolitik, Klimaschutz und Beschäftigungsförderung macht den Stromspar-Check so einzigartig", sagte Heinz-Josef Kessmann, Sprecher der nordrhein-westfälischen Caritasdirektoren am Montag auf einer Jubiläumsveranstaltung in Düsseldorf.
100.000 Stromsperren in NRW im Jahr
Kessmann kritisierte, dass in Nordrhein-Westfalen in jedem Jahr rund 100000 Haushalten der Strom abgestellt werde, weil Rechnungen nicht bezahlt würden. Für die Betroffenen sei das jedes Mal ein tiefer Einschnitt. Keinen Strom zu haben bedeute eine Wohnung ohne elektrisches Licht, ohne Herd, Waschmaschine, Kühlschrank, manchmal ohne warmes Wasser oder Heizung. "So kann man heute nicht mehr menschenwürdig leben; schon gar nicht, wenn im Haushalt alte und kranke Personen oder Kinder leben", mahnte Kessmann, der Diözesan-Caritasdirektor für das Bistum Münster ist.
Für seine Rolle bei der Etablierung des Stromspar-Check in Nordrhein-Westfalen wurde der Standort Düsseldorf (Träger: Caritasverband Stadt Düsseldorf) von der Klima.Expo als Vorreiter Klimaschutz ausgezeichnet.Foto: Markus Lahrmann
Mit Blick auf die Digitalstrategie der Landesregierung betonte er: "Für viele einkommensarme Haushalte in NRW steht vor dem Zugang zum schnellen Internet erst einmal der Zugang zu Strom." Für die Caritas sei die Teilhabe an der Versorgung mit Energie ein Menschenrecht und unverzichtbarer Bestandteil der Daseinsvorsorge. "Mit dem Stromspar-Check leisten Caritas und Energieagenturen einen Beitrag zur sozial gerechten Ausgestaltung der Energiewende in Deutschland und beteiligen auch Menschen mit geringem Einkommen an den Klimaschutzzielen ebenso wie an der Digitalisierungsstrategie", betonte Kessmann.
Die effiziente Energieverwendung in privaten Haushalten sei ein wirksames Instrument, um die wachsende Energiearmut einzudämmen. "Das Klima hat seinen Preis und die Energiewende kostet; aber auf sie zu verzichten kostet ohne Zweifel noch viel mehr", betonte der Caritasdirektor.
Für seine Rolle bei der Etablierung des Stromspar-Checks in Nordrhein-Westfalen wurde der Standort Düsseldorf (Caritasverband Düsseldorf) heute von der Klima-Expo. NRW als Vorreiter Klimaschutz ausgezeichnet. Das Gemeinschaftsprojekt von Caritas und Stadt ist Teil des Düsseldorfer 30-Punkte-Klimaschutz-Programms und leistete mit der Einführung des "Kühlschranktausches" bundesweit Pionierarbeit.
Klimaschutz für alle
In NRW gibt es aktuell 35 Stromspar-Check-Standorte. Von dort aus sind die Stromspar-Teams in rund 250 Städten und Gemeinden unterwegs. Seit Beginn des Projektes wurden mehr als 2 500 ehemals langzeitarbeitslose Menschen zu Stromsparhelferinnen und -helfern geschult. Zurzeit sind 350 Frauen und Männer in NRW im Stromspar-Check tätig - die meisten davon im Rahmen von Beschäftigungsmaßnahmen oder geförderten Stellen.
Seit 2014 gehört bundesweit der Kühlgerätetausch zum Angebot des Stromspar-Checks für einkommensarme Haushalte. Mit 150 Euro bezuschusst das Bundesumweltministerium den Austausch alter "Stromfresser" gegen energieeffiziente Kühlgeräte. Im Projekt "Stromspar-Check Kommunal - NRW Spezial" legt das Land Nordrhein-Westfalen seit Sommer 2016 noch einen zweiten Gutschein drauf (abhängig von der Haushaltsgröße), denn vor allem größere A+++-Kühlgeräte, wie gerade mehrköpfige Familien sie brauchen, sind sehr teuer. Bis 2019 werden die Stromspar-Checker in NRW zusätzliche quartiersbezogene Infoaktionen anbieten, um einkommensarmen Menschen Möglichkeiten effizienter Energienutzung näherzubringen - in Kooperation mit Arbeitslosenzentren, Stadtteilbüros, Elterncafés oder Seniorentreffs.
www.stromspar-check.nrw