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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Es kommt auf das "Einfühlen" an

 

Augsburg, 26.11.2010 ( pca ). Autisten haben keinen einzigen Wahrnehmungskanal, auf dem sie Laute, Bilder und Berührungsreize unverfälscht wahrnehmen können. Das wirkt sich aus auf die Beziehung von Autisten zu ihrem Lebensumfeld, so Andrea Krebs-Lorenz, Schulleiterin der Frère-Roger-Schule der Katholischen Jugendfürsorge in Augsburg und Mitarbeiterin des Mobilen Sozialpädagogischen Dienst (MSD) für Autismus in Schwaben bei einem Info-Abend für Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter von autistischen Kindern. Wer Autisten bzw. autistischen Kindern deshalb wirklich helfen wolle, brauche „ein großes Maß an Verständnis“ dafür, wie Autisten ihre Umwelt wahrnehmen. „Wir sollten uns zumindest einfühlen können“, sagte Krebs-Lorenz bei einem Info-Abend des Kompetenzzentrums Autismus Schwaben-Nord, dessen Träger der Caritasverband für die Diözese Augsburg e.V. ist.

 

Der Autist könne zum Beispiel nicht wie der Nicht-Autist bildliche Reize zu einem Gesamtbild zusammenfügen. „Bäume werden nicht als Bäume wahrgenommen, sondern als eine Anhäufung von einzelnen Blättern.“ Manche Autisten würden hingegen spezielle Reize wie Glitzern, Flimmern oder Drehbewegungen bevorzugen. Gehen sie in einen Raum, sehen sie die Menschen in diesem Raum als diffus flimmernde Formen in einem ebenso als diffus unklar wahrgenommenen Raum, wie die Referentin mit Hilfe eines Films zeigte. „Fiele denn uns dann nicht auch die Kommunikation in dieser Situation schwer?“, fragte die Referentin.

 

Wie Autisten akustische Reize wahrnehmen, machte Krebs-Lorenz mit einer praktischen Übung sehr anschaulich. Sie stellte die Teilnehmer des Info-Abends zu je zehn Personen in einem eng aneinander gereihten Spalier gegenüber. Die zehn Personen auf der einen Seite lasen zur gleichen Zeit laut aus unterschiedlichsten Zeitungsartikeln vor. Das Ergebnis im Raum war ein lautes Stimmenwirrwarr. So ähnlich würden Autisten akustische Reize im Alltag wahrnehmen, denn sie können nicht die unterschiedlichen Reize herausfiltern. „Er ist aufgrund der Schädigung des Zentralnervensystems zu reizoffen“, sagte Krebs-Lorenz. Dass Autisten deshalb auf Laute und Geräusche ungewöhnlich reagieren würden, sei vor diesem Hintergrund verständlich.

 

Es komme also auf einen „einfühlsamen“ Umgang mit Autisten an. „Denn wir als Nicht-Autisten“, so Krebs-Lorenz, „haben einen sehr großen Einfluss darauf, wie es autistischen Kindern und Jugendlichen geht.“

 

Info und Kontakt:

Kompetenzzentrum Autismus chwaben – Nord

Auf dem Kreuz 41

86152 Augsburg

Tel.: 0821 3156-454

Fax: 0821 3156-391

E-Mail: autismus@caritas-augsburg.de

 

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