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Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

"Der Kreis der Armen wird massiv zunehmen"

 

Augsburg/Starnberg, 23.06.2009 ( pca ).   Auf die Caritas kommt sehr viel Arbeit zu. „Der Kreis der Armen wird in unserem Land massiv zunehmen“, so Augsburgs Diözesan-Caritasdirektor Prälat Peter C. Manz. In einem leidenschaftlichen Vortrag aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Kreis-Caritasverbandes Starnberg   reihte der Augsburger Domkapitular eine offizielle statistische Zahl nach der anderen aneinander, um die Notwendigkeit des karitativen Engagements zu unterstreichen. Die Frage der Armut könne allerdings nur dann richtig beantwortet werden, „wenn wir sie an den Maßstäben unserer Gesellschaft messen, wo die Menschen auch leben.“

Zwei Millionen Bürgerinnen und Bürger könnten trotz Vollbeschäftigung nicht von ihrem Einkommen leben. 22 Prozent aller Beschäftigten bzw. über sechs Millionen arbeiten im Niedriglohnsektor. „Das sind 40 Prozent mehr als 1995!“ In keinem anderen EU-Land arbeiten demnach so viel Menschen im Niedriglohnsektor wie in Deutschland. Die Zahl der Leiharbeiter stieg von 2003 bis 2008 mit 800.000 Leiharbeitern auf das Doppelte.   Die Mittelschicht, „die klassische Stütze unserer Gesellschaft“, sei in den vergangenen Jahren um fünf Millionen Menschen geschrumpft. Die Zahl der von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen stieg rapide von 2004 bis 2009 um das Doppelte auf 2,5 Millionen. „Wie soll unter diesen Voraussetzungen ein Mensch Geld für seine Alterssicherung zurücklegen oder gar daran denken, eine Familie zu gründen?“

Damit Armut sich nicht noch mehr verfestigt, forderte der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor die Verantwortlichen in der Politik dazu auf, „die Bildung zu forcieren und insbesondere von Armut betroffene Familien stärker zu begleiten.“ Es sei deshalb für ihn ein grundlegender Fehler mit weit reichenden negativen Folgen gewesen, „dass von 1998 bis 2006 die Stellen in der Jugendarbeit um 40 Prozent eingespart wurden.“

Gleichwohl sieht Manz die Schwierigkeit der öffentlichen Hand, sich selbst stärker finanziell zu engagieren. Die Bundesregierung rechne nämlich mit Steuerausfällen in Höhe von 316 Milliarden Euro bis 2013. „Das darf aber nicht der Anlass für uns sein, zu schweigen“, so der Augsburger Prälat. „Wir werden auch weiterhin unsere Stimme für die Armen in unserer Gesellschaft erheben, so wie wir als Caritas bereits vor Jahren vor der wachsenden Armut gewarnt haben.“

 

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