URL: www.caritas-chemnitz.de/pressemitteilungen/caritas-warnt-vor-aushoehlung-der-familienpflege/303981
Stand: 19.01.2015

Pressemitteilung

Familienhilfe

Caritas warnt vor Aushöhlung der Familienpflege

Köln - Vor einer weiteren Aushöhlung der Familienpflege durch das Land Nordrhein-Westfalen warnt die Caritas in NRW. Derzeit seien besonders die sogenannten Koordinierungsstellen für die Familienpflegedienste vom Aus bedroht, sagte der Münsteraner Diözesan-Caritasdirektor Heinz-Josef Kessmann auf einer Fachtagung in Köln. "Seit 2003 ist die Landesförderung für diesen Bereich bereits um 40 Prozent zurückgefahren worden, die komplette Streichung ist angedroht worden", klagte Kessmann. Gerade diese Koordinierungsstellen erschlössen und entwickelten aber neue wirksame und aufsuchende Hilfeangebote für Familien in Armut oder in prekären Lebenslagen. Ein Beispiel sei das inzwischen erprobte Haushaltsorganisationstraining.

"Wir beobachten, dass es zunehmend junge Familien gibt, denen die Kompetenz zur Haushaltsführung und Verwaltung des Haushaltsgeldes fehlt", sagte Kessmann. Ein aktuelles Problem sei das rapide Anwachsen von Armut vor allem bei Alleinerziehenden und kinderreichen Familien. Hier seien manchmal verschiedene Ansätze von Unterstützung und Hilfe notwendig, damit Versorgung und Erziehung der Kinder verantwortungsvoll geleistet werden kann.

"Familienpflegerinnen sind fachlich ausgebildet, um hauswirtschaftliche, pflegerische und erzieherische Hilfen zu leisten", betonte der Caritas-Direktor. Sie seien damit das einzige aufsuchende Hilfeangebot für Familien an der Schnittstelle von Gesundheitshilfe und Jugendhilfe. Im Jahr 2008 wurden landesweit 10.000 Einsatzanfragen bei den Koordinierungs- und Einsatzstellen verzeichnet. "Es ist wirklich nicht nachvollziehbar, warum man in diesem Bereich weiter sparen will, wenn man gleichzeitig immer betont, dass NRW zum kinder- und familienfreundlichsten Bundesland werden solle", unterstrich Kessmann. Familien bräuchten "Zeit, Geld und Infrastruktur", sagte Kessmann unter Hinweis auf den jüngsten Familienbericht der Bundesregierung. Das müsste auch der NRW-Landesregierung bekannt sein.

Familienpflegerinnen helfen und unterstützen im Haushalt zum Beispiel bei akuten, psychischen oder lebensbedrohlichen Erkrankungen der Mutter (oder des "haushaltsführenden Elternteils"). Sie versorgen die Kinder und betreuen sie auch pädagogisch, sie organisieren den Haushalt und helfen bei der Tagesstrukturierung - je nach Bedarf stundenweise.

Zunehmend werden Familienpflegerinnen auch tätig durch Anleitung, Beratung und Training von Familienmitgliedern. Ihnen gelingt es besser, bildungsferne und von Armut betroffene Familien bei Überforderung und fehlender Haushaltsführungskompetenz zu erreichen als herkömmliche Bildungsanbieter. Modellhaft erprobt und fachlich und methodisch besonders wirksam ist das sogenannte Haushaltsorganisationstraining. Dabei werden Eltern nachhaltig befähigt, die Versorgung ihrer Kinder und die Organisation ihres Haushaltes bis zur Verwaltung ökonomischer Ressourcen wieder eigenständig zu bewältigen. 

Die gemeinsame Fachtagung der fünf Diözesancaritasverbände in NRW in Kooperation mit AWO, Diakonie und Paritätischem Wohlfahrtsverband in Köln hat zahlreiche weitere Netzwerkprojekte und zukunftsorientierte Arbeitsansätze der Koordinierungsstellen Familienpflege in NRW vorgestellt.

Copyright: © caritas  2025