Augsburg/Memmingen,
12.01.2007
(
pca
)
.
Jüngste Umfragen zeigen: viele Menschen haben große Angst davor, am Ende ihres
Lebens einer ungnädigen Apparatemedizin und unerträglichem Leiden ausgesetzt zu
sein. Entsprechend laut ist ihr Ruf nach aktiver Sterbehilfe. Gegen diese
Ängste will nun der Augsburger Diözesan-Caritasverband verstärkt arbeiten. „Es
ist viel zu wenig bekannt, dass es möglich ist, das Leiden unheilbar Kranker
und Sterbender zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern“, so Dr.
Hildegard
Schröppel
, Fachgebietsleiterin Stationäre
Altenhilfe des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes.
Die Caritas
setzt dabei auf „Palliative
Care
“, die ein Ansatz zur
Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien ist, die mit
einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert sind. Nicht nur körperliche
Beschwerden werden in den Blick genommen, sondern auch die psychischen,
sozialen und spirituellen Dimensionen, die das Schmerzempfinden mit
beeinflussen.
Die Caritas in
Augsburg redet nicht nur, sie handelt auch. Zum Thema Palliative
Care
und Hospizarbeit bietet der Caritasverband eine ganze
Reihe von Fortbildungen an. „Die Nachfrage ist sehr groß, unsere nächsten Kurse
sind schon ausgebucht“, so Angela Thelen, zuständig für Fortbildungen beim katholischen
Wohlfahrtsverband in Augsburg. Zum Abschluss des ersten Ausbildungskurses der
Caritas
erhielten 19 Pflegekräfte im
Rahmen eines Festaktes in Memmingen ihr Zertifikat als Palliative
Care-Pflegefachkraft
. In 160 Stunden hatten sie sich ein
umfassendes und breit gefächertes Rüstzeug angeeignet.
„Zwar wird die
Palliative
Care
inzwischen von allen Seiten
anerkannt, aber es reicht nicht aus, nur darüber zu reden. Sie muss überall
umgesetzt und fester Bestandteil der Ausbildungen in der Medizin und Pflege
werden“, sagt die Caritas-Fachreferentin Dr.
Schröppel
.
Zudem fordert die Caritas, die Palliative
Care
nicht
auf die Behandlung von Tumorpatienten in Spezialeinrichtungen zu beschränken.
„Sie muss zur Regelversorgung auch in allen ambulanten, teil- und vollstationären
Pflegeeinrichtungen werden“, fordert Augsburgs Diözesan-Caritasdirektor Prälat
Peter C. Manz. „Wir brauchen eine Kultur in allen Einrichtungen, die eine gute
und umfassende Sterbebegleitung dauerhaft gewährleistet“.
Dazu gehört
unter anderem auch die Schmerztherapie. Hier beklagt die Caritas eine
erhebliche Unterversorgung in Deutschland und das trotz hervorragender
Möglichkeiten. Zwar stieg der Morphinverbrauch von nur 0,8 kg pro 1 Mio.
Menschen im Jahr 1985 auf 17,7 kg im Jahr 2002 an. Der tatsächliche Bedarf
beläuft sich aber auf 80 kg Morphin pro 1. Mio. Einwohner.