Caritas in NRW
Fachtagung
"Antisemitismus bedroht uns alle"
[Jul. 2023] - „Wir verachten antisemitisches Handeln nicht allein aus Solidarität mit unseren jüdischen Schwesterorganisationen, sondern auch, weil uns dieses Handeln alle bedroht“, sagte der Sprecher der nordrheinwestfälischen Diözesan-Caritasdirektoren, Frank J. Hensel, zum Auftakt einer Fachtagung in der Alten Synagoge in Essen.
Nachdenklich und engagiert (v. l.): Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Antisemitismusbeauftragte), Jörg Rensmann (RIAS NRW), Dr. Uri Kaufmann (Alte Synagoge Essen), Sineb El Masrar (Publizistin)Foto: © Angelika Kamlage | Caritas in NRW
Unter dem Motto "Miteinander Gegeneinander? - Warum wir uns gegenseitig ausgrenzen" trafen sich dort Mitte März rund 60 Expertinnen und Experten, um Ursachen und Auswirkungen von Ausgrenzung zu diskutieren und was man dagegen tun kann. Dazu eingeladen hatten die nordrhein-westfälischen Diözesan-Caritasverbände mit Unterstützung des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Essen sowie der Alten Synagoge Essen.
Diözesan-Caritasdirektor Hensel erinnerte in seiner Begrüßung an den antisemitischen Anschlag auf die Alte Synagoge im November letzten Jahres. Solche Terroranschläge seien "auch ein Angriff auf gemeinsame freiheitliche und demokratische Werte, auf die Vielfalt unserer Gesellschaft, auf die Kraft der Wohlfahrtsverbände", betonte er.
Hensel rief zu klarer Kommunikation und entschlossenem Handeln auf: "Wir stehen gegen den Antisemitismus und jedwede Menschenfeindlichkeit, wir treten ein für unser demokratisches und freiheitliches Gesellschaftssystem, insbesondere für den Schutz der ausgegrenzten Menschen und Gruppen", sagte er.
Klares Bekenntnis zur „Solidarität mit unseren jüdischen Schwesterorganisationen“ und gegen Antisemitismus: Dr. Frank J. Hensel, Sprecher der nordrhein-westfälischen Diözesan-CaritasdirektorenFoto: © Angelika Kamlage | Caritas in NRW
In den Fachdiensten für Integration und Migration (FIM) der Caritas in NRW wird seit vielen Jahren eine wertvolle Arbeit für die Vielfalt der Gesellschaft geleistet. Hierbei wird Ratsuchenden eine passgenaue Beratung geboten, werden Integrationsprozesse angestoßen und begleitet, wird gegen Unrechtmäßigkeiten vorgegangen und ein Miteinander geschaffen. Weil die Zielgruppe der Fachdienste häufig Ausgrenzungserfahrungen gemacht hat, ging es in Essen um Ursachen und Auswirkungen von sowie Maßnahmen gegen Ausgrenzungsmechanismen.
Einen inhaltlichen Impuls zu "Strategien der Prävention und Intervention gegen moderne Formen des Antisemitismus" lieferte Jörg Rensmann, Leiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Nordrhein-Westfalen (RIAS NRW) in Düsseldorf. Antisemitismus gebe es in allen Schichten, auch in der gesellschaftlichen Mitte, stellte Rensmann klar. Der gesellschaftliche Rahmen für das, was Menschen für öffentlich sagbar hielten, habe sich verschoben, ja sogar erweitert.