Kommentar
Finanzierung der OGS
Wer Pauschalen nicht anhebt, spielt mit Bildungschancen von Kindern
[Mai 2023] - "Bildung ist wichtig." Wer würde diesen Satz nicht unterschreiben. Und dass er richtig ist, zeigt die Realität immer wieder. Gut gebildete Menschen finden eher einen Arbeitsplatz als diejenigen, die keine so guten Bildungsabschlüsse haben. Deswegen muss BIldung ordentlich finanziert werden. Auch im Offenen Ganztagsangebot!
Stephan Jentgens, Diözesan-Caritasdirektor für das Bistum Aachen Foto: Frank Kind Photography
"Bildung ist wichtig." Politiker in Bund, Land und Kommune werden nicht müde, diesen zweifellos richtigen Satz immer zu wiederholen. Allein: Die Behauptung der Politik wird leider nicht immer gedeckt von ihrem Handeln. Das geht schon viel zu lange so. Jüngstes Beispiel: Für die Offenen Ganztagsschulen (OGS) in NRW hat das Land bei den Pauschalen den Tarifabschluss im Sozial- und Erziehungsdienst ebenso wenig berücksichtigt wie eine Korrektur der regelmäßigen Vergütungsanpassung von drei Prozent.
Unterm Strich bleibt: Qualifizierte OGS-Angebote von Trägern, die nach Tarif bezahlen - zu diesen gehören auch Träger der verbandlichen Caritas und anderer katholischer Anbieter -, drohen auf der Strecke zu bleiben. Mit weitreichenden Folgen: Viele Träger werden die Kostensteigerung nur kompensieren können, wenn sie Personal entlassen. Weniger Personal muss sich um die mindestens gleiche Anzahl von Kindern kümmern.
Darunter leidet die Qualität. In der Konsequenz heißt das: Vor allem die Kinder werden benachteiligt, die in der OGS ganzheitliche Bildung und Betreuung und Förderung erfahren. Benachteiligt werden auch deren Familien, die diese Angebote für ihre Kinder gerne nutzen und dringend benötigen, weil sie dort unter anderem Hausaufgaben machen können, ein Mittagessen erhalten, Förderung erfahren und vor allem außerunterrichtliche Bildung mit ihren Freunden erleben können.
Politische Weitsicht sieht meiner Ansicht nach anders aus. Einerseits fordert die Politik eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und größere Teilhabechancen für alle Kinder. Andererseits ist die Politik nicht bereit, dafür das notwendige Geld auf den Tisch zu legen. Wenn nicht noch vor Einführung des Rechtsanspruchs 2026 eine bessere Finanzierung erfolgt, werden viele Träger ihr OGS-Angebot aufkündigen müssen - zum Nachteil von Kindern und Familien. Eine Politik, die das mitmacht, zeigt, wie wichtig ihr Bildung tatsächlich ist. Wer so handelt, spielt mit den Bildungschancen und der Zukunft der Kinder und unserer Gesellschaft.
Das ist kurzsichtig und falsch.
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