Kommentar
Integration
Viel geschafft
[Sept. 2020] - Ob Sprachkurse, Nachhilfe, Alltagsbegleiter oder Schaffung von Begegnung zwischen Einheimischen und Geflüchteten: Zahlreiche Ehrenamtliche haben seit 2015 mitgeholfen, um die Integration Geflüchteter zu fördern. Zeit für eine Zwischenbilanz - fünf Jahre nach "Wir schaffen das".
Markus Harmann
Drei Worte, die Deutschland bis heute bewegen: Wir schaffen das! Ausgesprochen hat sie Bundeskanzlerin Angela Merkel vor fünf Jahren. Der Satz war eine Aufforderung an die Gesellschaft, angesichts der Zuwanderung Hunderttausender gemeinschaftlich und positiv zu denken. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Der Satz erinnert frappierend an das Wahlkampf-Credo des späteren US-Präsidenten Barack Obama: "Yes, we can." In beiden Fällen wurde an die Motivation der Menschen appelliert. Doch während der eine Satz seinem Absender den Einzug ins Weiße Haus ebnete, führte der andere zu einer tiefen Spaltung der Gesellschaft.
In der Diskussion darüber, ob Merkels Satz nun richtig oder falsch, programmatisch oder provozierend, naiv oder klug war, wird leicht übersehen: Der Satz entstammte dem Moment. Ganz pragmatisch vorgetragen, sollte mit ihm das Gegenteil dessen erreicht werden, was später vielfach in ihn hineininterpretiert wurde: Er wollte Mut machen, Optimismus verbreiten, Zusammenhalt fördern.
Haben wir es denn nun geschafft - fünf Jahre danach? Gegenfrage: Ab wann hat man es geschafft?
Noch immer hat Europa keinen gemeinsamen Umgang mit Geflüchteten gefunden. In Libyen oder auf den griechischen Inseln hausen Menschen unter unmenschlichen Bedingungen, weil Festland-Europa seine Grenzen schließt - wahrlich kein Ruhmesblatt auch für die deutsche Regierung.
Andererseits: Gerade den vielen ehrenamtlich engagierten Menschen in diesem Land ist zu verdanken, dass sich viele Geflüchtete heimisch fühlen. Überall im Land läuft Integration beinahe nebenbei, selbstverständlich, ohne viel Aufhebens. Was das angeht, haben wir miteinander wirklich viel geschafft.
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