Caritas in NRW – AKTUELL
2/2016
Pflegeberufe aufwerten
[März 2016] - Ein heftiger Streit tobt um die von der Bundesregierung gepl. Reform der Pflegeausbildung. Streitpunkt ist die sogenannte generalistische Pflegeausbildung, also die gemeinsame Ausbildung von Alten-, Kinder- u. Krankenpflegekräften. Innerhalb der Caritas zeichnen sich Unterstützung u. viel Sympathie für das Reformvorhaben ab.
Deutscher Caritasverband e.V./KNA
Der Diözesan-Caritasverband Paderborn unterstützte die Initiative des Pflege-Bevollmächtigten der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, mit der er noch einmal ausdrücklich für eine Zusammenlegung der bislang getrennten Ausbildungen in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege warb. Diese sogenannte generalistische Ausbildung war zuletzt auf Kritik gestoßen, die das Gesetzesvorhaben gefährden könnte. Insbesondere in den Reihen der Altenpflege wird befürchtet, dass mit diesem Gesetz die Hürden für mögliche Bewerber(innen) zu hoch gelegt werden. Doch gerade für die Altenpflege "sollten alle ein Interesse daran haben, sie aus ihrem Aschenputtel-Dasein zu befreien", betonte Staatssekretär Laumann. "Denn wir werden den Pflegeberuf nur dann interessanter machen, wenn wir den Schulabgängern eine Ausbildung auf hohem Qualitätsniveau bieten, die sie auf immer älter und multimorbider werdende Menschen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vorbereitet." Die Ausbildung müsse bessere Berufsperspektiven und Einsatzmöglichkeiten bieten als heute. Und: "Es muss endlich Schluss sein mit dem Schulgeld in einem Mangelberuf."
Auch der Caritasverband für das Bistum Aachen begrüßte die Pläne zur gemeinsamen Pflegeausbildung. "Auch wenn viele Details für den neuen Ausbildungsberuf noch geklärt werden müssen, sind wir davon überzeugt, dass entgegen den befürchteten und vielfach beschriebenen Qualitätsdefiziten durch die gemeinsame Ausbildung nicht ein Weniger, sondern ein Mehr an Wissen in die Ausbildung kommt", sagte Diözesan-Caritasdirektor Burkard Schröders.
Erfolgreiche Modellprojekte
Modellprojekte zur gemeinsamen Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Altenpflege hätten gezeigt, dass schon heute mehr als 80 Prozent der Ausbildungsinhalte identisch seien, betonte Schröders. "Auch die ersten zwei Jahre der Ausbildung in der Gesundheits-und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege finden seit einigen Jahren gemeinsam statt. Wenn Pflegewissen und Pflegeprozess richtig verstanden und erlernt sind, wird den Absolventen der Transfer des Wissens in die unterschiedlichen Praxisfelder auch gelingen. Wer sich für den Pflegeberuf entscheidet, kann sich weiterentwickeln", sagt der Diözesan-Caritasdirektor. Der Zugang zu der interessanten und vielfältigen Ausbildung stehe jedem offen. Die Möglichkeit, die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann an einer Hochschule zu absolvieren, eröffne weiterführende Berufsperspektiven. "Karriere in der Pflege ist jetzt möglich. Da zukünftig 70 Prozent der Schulabsolventen Abitur haben, darf beim drohenden Fachkräftemangel diese Zielgruppe nicht aus dem Blick gelassen werden", sagte Schröders.
Auch der Caritasverband für das Bistum Essen positionierte sich für eine gemeinsame Pflegeausbildung. "Die Reform ist eine große Chance, die nicht vergeben werden darf", so Caritasdirektor Andreas Meiwes. Die Weiterentwicklung der getrennten Ausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege hin zu einer einheitlichen Pflegeberufsausbildung sei die richtige Antwort auf den Fachkräftemangel, so Meiwes. Schon jetzt seien in vielen Einrichtungen vertiefte medizinisch-pflegerische Kenntnisse für eine komplexe Behandlungspflege erforderlich. Zugleich steige in den Krankenhäusern der Anteil pflegebedürftiger und demenziell erkrankter Patientinnen und Patienten stark an. "Nur eine breit ausgerichtete Ausbildung qualifiziert zur Pflege von Menschen aller Altersphasen und Lebenssituationen - egal in welchem Bereich", so Meiwes. Inhalt und Finanzierung der neuen Ausbildung müssten so gestaltet werden, dass das neue Berufsbild die Pflegequalität in allen Bereichen sicherstelle und gleichzeitig attraktiv für junge Menschen mache. "Pflege braucht ein breites und durchlässiges Bildungssystem, um jungen Menschen neue Karrierewege zu eröffnen", so Meiwes.
Hintergrundinformationen und ein Positionspapier zur Generalistik gibt es unter www.vkad.de
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