Kommentar
Pflegende Angehörige
Nicht ausreichend
[Mai 2019] - Pflege ist ein Vollzeitjob. Das wissen diejenigen am besten, die sich als pflegende Angehörige zu Hause um pflegebedürftige Familienmitglieder kümmern. Sie müssen wir stärker in den Blick nehmen und unterstützen, wenn wir die Versorgung von alten Menschen ernst meinen.
Burkard Schröders
Ich denke nur an die Tochter, deren Kinder mittlerweile erwachsen sind und die - möglicherweise noch parallel zum eigenen Job - ihre alten Eltern pflegt. Zeit, die eigenen Kinder zu entlasten und sich um die Enkel zu kümmern, bleibt da nicht. Das eigene Familienleben läuft ebenso weiter, wie wenn die Tochter weiterhin einer Erwerbsarbeit nachginge. Durch die Pflege kommt freilich noch die Aufgabe hinzu, sich um Personen zu kümmern, die einem seit Jahren vertraut und ans Herz gewachsen sind. Diese Verantwortung belastet.
Die Politik propagiert seit Jahren die ambulante vor der stationären Versorgung. Das hat gute Gründe. Nicht zuletzt folgt dieser Grundsatz dem Wunsch vieler Pflegebedürftiger, in den eigenen vier Wänden betreut werden zu wollen. Dann sind aber oft die Angehörigen mit im Boot. Freilich gibt es für sie Unterstützungsangebote, die die Pflegeversicherung auch bezahlt. Aber der gesetzliche Anspruch allein reicht nicht. Das Alten- und Pflegegesetz in NRW regelt zwar, dass die Kreise und kreisfreien Städte für ein bedarfsgerechtes Unterstützungsangebot für pflegende Angehörige verantwortlich sind. Die Erfahrung zeigt aber, dass diese Angebote nicht überall transparent sind. Pflegende Angehörige haben nicht die Ruhe, die für sie geeignete Unterstützungsform zu suchen. Da sind Verbesserungen erforderlich. Die muss es auch geben bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Ein Schritt dazu wäre auch der Ausbau von Nacht- und Kurzzeitpflege. Er würde pflegenden Angehörigen die Möglichkeit geben, zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken für den nächsten Tag, an dem wieder Familie, Pflege und Beruf unter einen Hut zu bringen sind.