Caritas in NRW – AKTUELL

6/2013

Langzeitarbeitslosigkeit in NRW gestiegen

Paderborn: Proteste von LangzeitarbeitslosenUnter dem Motto „Jetzt schlägt’s 13 – Stell mich an, nicht ab!“ gingen am Freitag, den 13. September 2013, bundesweit Caritas- und Fachverbände gegen die Ausgrenzung von Langzeitarbeitslosen auf die Straße und vor die Jobcenter.

Vom Land fordern die Verbände, die Möglichkeiten für öffentlich geförderte Beschäftigung auszubauen. "Die offizielle Berichterstattung blendet beunruhigende Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt systematisch aus", sagte Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW, vor Journalisten in Düsseldorf. So sei beispielsweise die Zahl der Langzeitarbeitslosen zuletzt drastisch gestiegen: In NRW sind heute 65000 mehr Menschen langzeitarbeitslos als noch vor vier Jahren. "Allen Jubelmeldungen zum Trotz gehen die vermeintlich oder tatsächlich positiven Arbeitsmarkt-Trends an einigen Personengruppen komplett vorbei", sagte Zaum. Anstatt sich dieser Problematik zu stellen, konzentrierten sich Politik und auch viele Jobcenter auf die leichter zu vermittelnden Fälle. "Das ist ein Skandal und Zeichen arbeitsmarktpolitischer Ignoranz", betonte Zaum.

Diese Einschätzung teilt auch der Arbeitsmarktforscher Prof. Stefan Sell: "Wir erleben derzeit, wie sich ein Zweiklassensystem der Arbeitslosigkeit entwickelt. Einerseits sinkt die Zahl der Arbeitslosen, die Arbeitslosengeld I beziehen. Andererseits stecken inzwischen fast drei Viertel aller Arbeitslosen im Hartz-IV-System fest. Das sind immerhin über eine halbe Million Menschen in NRW."

Arbeit zu haben ist nach Auffassung der Wohlfahrtsverbände eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Dass Hunderttausenden diese Teilhabe vorenthalten wird, wollen die Verbände nicht hinnehmen. All jene, die kurzfristig kaum eine Chance auf einen regulären Job haben, brauchen passgenaue und verlässliche Förderangebote. Angebote, bei denen die Politik in den vergangenen Jahren jedoch konsequent den Rotstift angesetzt hat. "Um Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist es mit einer einmaligen Qualifizierung oder gar einem Bewerbungstraining nicht getan. Für sie brauchen wir mehrjährige Konzepte und öffentlich geförderte Beschäftigung", unterstreicht Zaum.

Die Wohlfahrtsverbände NRW fordern die neue Bundesregierung auf, die Mittelkürzungen für entsprechende Förderangebote der Bundesagentur für Arbeit zurückzunehmen. Doch nicht nur den Bund sehen die Verbände in der Pflicht. Zaum: "Die rot-grüne Landesregierung hat die Bedeutung von öffentlich geförderter Beschäftigung, also eines sozialen Arbeitsmarktes, in ihrem Koalitionsvertrag hervorgehoben. Nun ist es an der Zeit, dass sie mehr dafür tut!"

Die Wohlfahrtsverbände kündigten an, künftig einmal pro Quartal einen "Arbeitslosenreport NRW" zu veröffentlichen. Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und SBGII-Hilfequoten, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit örtlichen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden.



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