Kommentar
Caritas in NRW – AKTUELL
Impfpflicht: Von "Exodus" kann keine Rede sein
[Feb. 2022] - Ab dem 15. März gilt die einrichtungsbezogene Impfpflicht für Pflegekräfte. Doch die Träger der katholischen Altenhilfe im Erzbistum Paderborn rechnen nicht mit einem "Exodus" von Beschäftigten in ihren Altenheimen und Sozialstationen.
Tobias Berghoff, Vorstand beim Caritasverband Dortmund
Zwar kursieren entsprechende Horrormeldungen und sogar -zahlen derzeit in den Medien, doch die sind nicht seriös und basieren nur auf Vermutungen.
In unserer Arbeitsgemeinschaft Dienste und Einrichtungen der katholischen Altenhilfe im Erzbistum Paderborn, die rund 230 Altenheime und Tagespflegen sowie 110 Sozialstationen mit insgesamt über 13000 Beschäftigten vertritt, liegen zwar keine gesicherten Daten über den Impfstatus ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, dennoch: Die Impfquote ist sehr hoch, in vielen Einrichtungen liegt sie bei über 95 Prozent.
So gering der Anteil der Beschäftigten, die sich auf keinen Fall impfen lassen wollen, auch ist, so gravierend kann sich dies gerade in kleineren Diensten auswirken. Also etwa in Sozialstationen, wo Ausfälle schlecht zu kompensieren sind. Tatsächlich versuchen gerade bundesweit Pflegekräfte, die sich ausdrücklich als ungeimpft bezeichnen, auf digitalen Plattformen ihre Dienste auf dem privaten Markt der häuslichen Pflege anzubieten.
So etwas ist für mich nicht nachvollziehbar. Wer die eigene Freiheit höher bewertet als das Leben und die Gesundheit der ihm anvertrauten Menschen, muss sich fragen, ob er für diesen Beruf geeignet ist.
Bedauerlich ist dagegen, dass die gegenwärtigen Diskussionen das Image des Pflegeberufes wiederum beschädigen. Ganz ehrlich, die meisten Pflegekräfte - ich selbst übrigens auch - haben diesen tollen Beruf doch aus anderen Motiven gewählt und sollten jetzt nicht anfangen, diesen vom Impfstatus abhängig zu machen. Es ist dringend notwendig, diesen wundervollen Beruf ins richtige Licht zu rücken. Diskussionen der eigenen Berufsgruppe, die sich an der Impfpflicht zerreiben und gar mit Ausstieg drohen, helfen da wirklich nicht weiter.
Und so hoffe ich, dass das Beispiel der überwältigenden Mehrheit der geimpften Pflegekräfte viele noch Zögernde überzeugen wird. Wir werden nicht alle erreichen und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren, aber zu einem Zusammenbruch der Pflege wird dies auf keinen Fall führen.
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