Caritas in NRW – AKTUELL

Gepl. Krankenhausreform

Gegenwind aus NRW

Ein Arzt sitzt an seinem Schreibtisch vor einem Computerbildschirm und blickt in die KameraDeutscher Caritasverband / Pedro Citoler

Eine Reißbrett-Krankenhausplanung, die mit der Brechstange an gewachsene Strukturen geht, wird weder bei den Ländern noch bei den Bürgerinnen und Bürgern Zustimmung finden", sagte Laumann. Auswirkungen auf die bestehende Krankenhauslandschaft müssten genau abgeschätzt werden. Laumann pochte erneut darauf, dass die Krankenhausplanung Ländersache bleibt: Die Länder brauchten bei der Krankenhausplanung Beinfreiheit - die Pläne der Expertenkommission würden solche Handlungsspielräume nahezu ausschließen.

Würden die Pläne der Regierungskommission umgesetzt, werde das zu einer enormen Umgestaltung der Krankenhauslandschaft führen, betonte die Deutsche Krankenhausgesellschaft. So würde etwa die Hälfte der Entbindungsstationen verschwinden. Die von Lauterbach eingesetzte Kommission hatte unter anderem eine stärkere Spezialisierung der Kliniken vorgeschlagen.

Rigorose Einschnitte für Patienten in Nordrhein-Westfalen sind auch nach einer ersten datengestützten Auswirkungsanalyse im Auftrag der Krankenhausgesellschaft NW zu befürchten. Wichtige medizinische Leistungen müssten bei konsequenter Anwendung des Reformkonzepts auf nur noch 36 Krankenhäuser im Rheinland und in Westfalen-Lippe konzentriert werden. Das bedeute, dass der überwiegende Teil der 337 NRW-Krankenhäuser von elementaren Teilen der Versorgung ausgeschlossen würde.

Nach den Reformvorschlägen des Bundes sollten Krankenhäuser in drei Level eingeordnet und entsprechend gefördert werden. So soll es Kliniken zur Grundversorgung geben, zum Beispiel für grundlegende chirurgische Eingriffe und Notfälle. Andere Häuser sollen sich um die Regel- und Schwerpunktversorgung kümmern, andere um die Spezialversorgung. Kritisch zu den Reformvorschlägen äußerten sich auch die kirchlichen Krankenhausträger in NRW. Das Konzept würde deutlich weitere Fahrwege für die ländliche Bevölkerung bedeuten, erklärten Vertreter von Caritas und Diakonie in Nordrhein-Westfalen. Auch würden dann weniger Ausbildungsplätze in Gesundheit und Pflege angeboten. Mehr als 90 Prozent der rund 200 konfessionellen Krankenhäuser in NRW würden laut Caritas und Diakonie demnach in der untersten Stufe der Grundversorgung landen. Diese Kliniken dürften dann zukünftig nur noch eine Basisbehandlung und vielleicht eine Notfallversorgung erbringen - aber keine Geburten, keine Schlaganfallversorgung, keine Versorgung von Herzinfarktpatienten und keine Unfallchirurgie, erklärte Christian Heine-Göttelmann, Vorstand des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe. Esther van Bebber, Vorstandsvorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn, erklärte, die Reform dürfe die Vielfalt aus kommunalen, kirchlichen und privaten Krankenhausträgern nicht gefährden. Dabei sichern die konfessionellen Krankenhäuser seit Jahrzehnten die flächendeckende Gesundheitsversorgung in NRW. Caritas und Diakonie betonten, dass auch die Pflegeausbildung dann an den freigemeinnützigen Häusern kaum noch stattfinde. Die Reduzierung von Ausbildungsangeboten habe Auswirkungen auf die ambulante und stationäre Altenpflege und konterkariere die erst vor wenigen Jahren eingeführte generalistische Pflegeausbildung.

Viele konfessionelle Krankenhäuser hätten sich in der Vergangenheit zu Verbünden zusammengeschlossen, um die Bevölkerung in der Fläche bedarfsgerecht zu versorgen. Solche Verbundstrukturen dürften nicht zerschlagen werden, warnte Heine-Göttelmann. Wenn bundesweit mehr als 600 Klinikstandorte schließen, reduziert die Reform die Trägervielfalt, verknappt die Ausbildungsmöglichkeiten, lenkt Patientenströme massiv um und zwingt Pflegepersonal, längere Strecken zu pendeln.

Christoph Arens (KNA) | Markus Lahrmann



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