Kommentar
Krankenhaus-Neuordnung
Betroffene beteiligen
[Okt. 2019] - Die nordrhein-westfälische Landesregierung will die Krankenhauslandschaft im bevölkerungsreichsten Bundesland straffen und spezialisieren. Die bisherige Krankenhausplanung habe zu einer „problematischen Fehlentwicklung“ geführt, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Burkard Schröders
Das jetzt vorliegende Gutachten zur Neustrukturierung der Krankenhauslandschaft gibt erste Empfehlungen, noch auf abstrakter Basis. Diese Neuausrichtung ist nach Auffassung der Caritas in NRW durchaus notwendig. Die konkrete Planung muss auf jeden Fall die Beteiligten vor Ort einbeziehen. Denn die Versorgung mit Krankenhausleistungen muss sich auch weiterhin an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren. Dies sicherzustellen ist ein wichtiger Teil der medizinisch-pflegerischen Grundversorgung und damit Teil der Daseinsvorsorge.
Die Entscheidung über mögliche Schließungen, Zusammenlegung oder Ausbau von Krankenhäusern muss sich zusätzlich auch an den Kriterien der medizinischen Qualität orientieren. Wer sich einer komplizierten Operation unterziehen muss, ist meist gern bereit, längere Fahrtwege in Kauf zu nehmen, um von Spitzenmedizinern behandelt zu werden. Qualität in der Medizin hat auch mit der Zahl der behandelten Fälle zu tun. Deswegen ist es richtig, Mindestzahlen bei bestimmten Behandlungen zu definieren.
Aber Versorgungssicherheit heißt auch, dass man bei einem Schlaganfall schnell behandelt wird. Notfallmedizin braucht kurze Wege, Altersmedizin braucht Wohnortnähe. Einen Angehörigen im Krankenhaus zu besuchen darf nicht bedeuten, stundenlang reisen zu müssen.
Für eine gelingende Neuausrichtung der Krankenhauslandschaft brauchen wir vor allem dialogische Prozesse unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten. Zudem ist klar: Auch in Zukunft müssen Krankenhäuser wirtschaftlich arbeiten können, und Strukturveränderungen erfordern finanzielle Investitionen, besonders aber auch politischen Rückhalt. Dabei muss die Landesregierung zu ihrer finanziellen und moralischen Verantwortung stehen, die Menschen und Träger bei der Umsetzung nicht alleinzulassen.
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