Erfahrungsbericht von Familie T. - Pflegeeltern (unbefristet)

Unsere kleine spannende  Reise begann Ende 2013. Ich hatte einen Vortrag von Esther Neubert in der St. Matthäus Kirche gehört. Anschließend  sind wir ins Gespräch  gekommen. Da es mir wichtig war, dass auch mein Mann seine Fragen beantwortet  bekommt, er aber nicht den Vortrag hören konnte, machten wir einen Termin aus und Frau Neubert besuchte uns zu Hause. Sie hat sich sehr viel Zeit genommen und alle offenen Fragen beantwortet.

Es lag uns schon immer auf dem Herzen, ein Kind bei uns aufzunehmen. Bloß wann ist der richtige Zeitpunkt??? Wir waren froh, dass wir diese Entscheidung  in Gottes Hände legen konnten und so verging einige  Zeit.

Im Mai 2014 hatten wir, gemeinsam mit Frau Neubert,  den Erstgesprächstermin im Jugendamt. Die Frauen vom Jugendamt  waren sehr freundlich, aber auch ein wenig  skeptisch, weil wir sehr jung (29&30) und unsere beiden Mädchen sehr klein (1&4) waren.

Es folgte ein Hausbesuch. Dabei haben wir die ganzen Formulare bekommen und uns wurde gesagt, dass wir Anfang Oktober 2014 an der Schulung teilnehmen  dürfen. Ich war erst etwas traurig, weil es sich so lange hinzog , aber im Nachhinein bin ich froh und dankbar, dass die Frauen auch unsere Jüngste  so gut im Blick hatten und es nicht überstürzen wollten.

Anfangs hatten wir uns für Kurzzeitpflege entschieden, aber durch die Pflegeelternschulung haben wir unsere Meinung geändert und haben den Frauen vom Jugendamt  mitgeteilt, dass wir gern ein Kind dauerhaft bei uns aufnehmen möchten. Uns wurde auch im Seminar gesagt, dass es bestimmt dauern wird, bis wir ein Kind bekommen, da es jünger als unser jüngstes Kind (2Jahre) sein müsse.

Anfang November hatten wir alle Unterlagen  komplett und haben sie im Jugendamt abgegeben. Eine Woche später kam schon ein Anruf mit kurzen Infos zum eventuellen Pflegekind. Da wir christlich leben, mussten noch einige offene Fragen mit der Herkunftsfamilie geklärt werden. Es war eine Achterbahn der Gefühle. Ich konnte es nicht erwarten, dass der entscheidende Anruf kam, ob wir das Kind bzw. die Herkunftsfamilie  kennenlernen  dürfen oder nicht.

Als wir grünes Licht bekamen, folgten einige Termine beim Jugendamt. Die kleine Maus war sofort aktuell in unserem Kopf, obwohl wir sie noch gar nicht gesehen hatten. Endlich kam der Tag, an dem wir sie das erste Mal sehen durften. Sie lag auf einer Decke auf dem Tisch und schaute uns mit großen Augen an. Sie war damals 7 Monate alt. Mein Mann setzte sich vor sie auf einen Stuhl und blickte sie an. Die Frau vom Jugendamt stellt uns, nach einigen Minuten des Betrachtens, die Frage: "Können Sie es sich vorstellen, die Kleine bei sich aufzunehmen?" Wir hatten beide sofort ein "Ja".

Danach folgte eine 3-wöchige-Übergangsphase. In der ersten Woche war ich bei der Kurzzeitpflegefamilie, wo die kleine Maus bis dahin lebte. In der folgenden Woche kamen sie mit ihr zu uns nach Hause und in der letzten Woche  habe ich sie früh geholt und nachmittags wieder zurück  gebracht.

Die letzten Tage fielen uns echt schwer. Unsere jüngste Tochter stellte immer, wenn wir die kleine Maus wieder zurück  gebracht hatten, die Frage: "Warum muss sie wieder weg? Sie soll hier bleiben!" Es war nicht einfach, ihr eine Antwort  zu geben mit der sie sich zufrieden  gegeben hat, und wir Eltern hätten sie auch gern sofort bei uns behalten. Aber es war schön für uns, zu spüren, dass auch unsere Kinder die kleine Maus schon in ihr Herz geschlossen  hatten.

Vier Tage vor Weihnachten  zog sie bei uns ein. Nun lebt sie schon über ein Jahr bei uns und wir blicken dankbar und glücklich in die Vergangenheit.

Unsere beiden Töchter lieben ihre Schwester und sind tolle große Schwestern. Am Anfang, wenn sie mal spät nach Hause kamen und die Kleine schon im Bett lag und schlief, kam sofort von  unserer zweiten Tochter die unsichere Frage: "Wo ist sie?" Mittlerweile hat sie keine Angst mehr davor, dass ihre kleine Schwester wieder weg muss. Uns hat es nochmal bestärkt, dass unsere Entscheidung von Kurzzeit- auf Dauerpflege zu wechseln genau richtig war.

Es ist wunderbar zu erleben, wie gut sich die kleine Maus entwickelt und wie sich bei uns wohlfühlt. Wir sind gespannt, was wir noch alles erleben werden. Als Fazit können wir nur sagen, dass sich alle emotionalen "Achterbahnfahrten" gelohnt haben und wir es immer wieder tun würden.